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Diplomatische Krise zwischen Deutschland und Russland: Angela Merkel mit Wladimir Putin (Archivbild)

© Tobias SCHWARZ / AFP

Update

Streit über Mord an Georgier eskaliert: Russland weist zwei deutsche Diplomaten aus

Die diplomatische Krise zwischen Russland und Deutschland verschärft sich: Nach der Vorladung des deutsche Botschafters müssen Diplomaten das Land verlassen.

Das russische Außenministerium hat wegen der Affäre um den Mord an einem Georgier in Berlin zwei deutsche Diplomaten ausgewiesen. Die Mitarbeiter haben sieben Tage Zeit, das Land zu verlassen, wie das Außenministerium in Moskau am Donnerstag mitteilte.

Die Bundesregierung reagierte verärgert auf die Ausweisung. „Sie sendet das falsche Signal und ist ungerechtfertigt, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Die Bundesregierung behalte sich im Lichte der Ermittlungen des Generalbundesanwalts zu dem Mord „weitere Schritte“ vor.

Russland nannte den Schritt eine „Vergeltungsmaßnahme“ für die zuvor erfolgte Ausweisung von zwei russischen Diplomaten aus Deutschland. Wegen des Mordes, hinter dem die deutsche Justiz russische Stellen vermutet, hatte das Auswärtige Amt zuvor zwei russische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt.

Zudem wurde der deutsche Botschafter einbestellt. Er war für Donnerstagvormittag ins Ministerium gerufen worden, wie russische Agenturen unter Berufung auf Kreise des Moskauer Außenamts berichten.

Deutschland wirft Russland vor, bei den Ermittlungen in dem Mordfall nicht ausreichend zu kooperieren. Der Bundesanwaltschaft zufolge gibt es Anhaltspunkte dafür, dass der Mord entweder im Auftrag staatlicher Stellen der Russischen Föderation oder der Autonomen Tschetschenischen Republik verübt wurde. Russland wies jede Verwicklung in den Mordfall zurück.

Krise zwischen Deutschland und Russland: Putin nennt Opfer „Banditen“

Der 40-jährige Georgier Zelimkhan Khangoshvili war am 23. August in Berlin von hinten erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein Russe, wurde gefasst. Er sitzt seither in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen. Nach den Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft muss er allerdings noch mindestens einen Helfer gehabt haben.

Spurensicherung nach dem Mord an einem Georgier in Berlin.
Spurensicherung nach dem Mord an einem Georgier in Berlin.

© Paul Zinken/dpa

Putin hat den Erschossenen als „Banditen“ und „Mörder“ bezeichnet und für einen Terroranschlag auf die Moskauer Metro verantwortlich gemacht. Zudem behauptete der russische Präsident, die Führung in Moskau habe bei Deutschland die Auslieferung des später in Berlin ermordeten Georgiers beantragt.

Mord an Georgier – Bundesregierung bezweifelt die Version des Kremls

Die Bundesregierung wies sie kategorisch zurück. Auch dass der Georgier an den von Islamisten verübten Sprengstoffanschlägen auf die Moskauer Metro beteiligt war, halten deutsche Sicherheitskreise für substanzlos. Die Russen hätten den Georgier nie im Zusammenhang mit Terroranschlag erwähnt, heißt es bei Experten.

In den jahrelangen Ermittlungen zu den Anschlägen in Moskau seien nie Beweise für eine Beteiligung Khangoshvilis vorgelegt worden, sagte Dobrochotow, Chefredakteur des russischen Mediums „The Insider“, das gemeinsam mit der Rechercheplattform Bellingcat und dem „Spiegel“ schon früh Hinweise auf eine Beteiligung staatlicher Stellen in dem Berliner Mordfall gefunden hatte.

Auch ein wichtiges Detail aus Khangoshvilis Leben steht im Widerspruch zum Bild des islamistischen Terroristen: Über längere Zeit soll er für georgische sowie für US-Nachrichtendienste tätig gewesen sein. Dabei gab er offenbar auch Informationen über Islamisten weiter. (Tsp, dpa, AFP, Reuters)

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