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Politik: Streit um gefangene Briten in Iran

Teheran droht Seeleuten mit Prozess / Soldaten geben im Fernsehen „großen Fehler“ zu

Im Londoner Außenministerium wird nach der Festnahme von acht britischen Marineangehörigen durch den Iran eine schwerere diplomatische Krise befürchtet. Das Außenministerium bestellte am Dienstag den iranischen Botschafter ein und ersuchte um Auskunft über den Verbleib der Briten und den Grund ihrer Festnahme. Außenminister Jack Straw telefonierte mit seinem iranischen Amtskollegen Kamal Charrasi, der sich nun „persönlich um die Angelegenheit kümmern“ will. Offenbar wurde das Marineteam am Montag in der Schatt al Arab Wasserstraße an der unmarkierten irakischiranischen Grenze aufgebracht und festgenommen, weil sie auf iranisches Hoheitsgebiet abgekommen waren. Ersuchen um Konsularzugang blieben zunächst unbeantwortet. Allerdings kündigte ein ranghoher iranischer Offizier an, die Soldaten könnten in Kürze freikommen – sollte sich herausstellen, dass sie „keine bösen Absichten hatten“.

Berichte des staatlichen Senders Al-Alam, wonach die acht wegen illegalem Grenzübertritt angeklagt werden sollen, weckten zuvor den Verdacht, dass Iran die acht Briten als Faustpfand in der bevorstehenden politischen Auseinandersetzung um sein Atomprogramm benutzen könnte. Denkbar wäre auch eine Machtdemonstration gegenüber der neuen irakischen Regierung, die am 1. Juli die Arbeit aufnimmt. Die für beide Länder lebenswichtige Wasserstraße war immer wieder Anlass für Konflikte.

Die Beziehungen zwischen London und Teheran sind frostiger geworden. Seit Wochen ziehen immer wieder Demonstranten vor der britischen Botschaft in Teheran auf und protestieren gegen die Irak-Besetzung. Verschlechtert haben sich die Beziehungen aber vor allem, nachdem die Briten an der Rüge Teherans durch die Internationale Atomenergiebehörde beteiligt waren. Die IAEO warf Teheran mangelnde Kooperation vor und forderte eine Beilegung der schwelenden Krise „binnen Monaten“. Die UN befürchten, dass Iran heimlich Atombomben entwickeln könnte.

Das staatliche iranische Fernsehen zeigte Bilder der acht Briten. Drei davon hatten Uniform an. Von iranischer Seite hieß es, es handele sich um ein Spezialkommando der Marine, das mit Waffen und Landkarten auf iranischem Hoheitsgebiet festgenommen worden sei. Nach Londoner Darstellung handelte es sich um eine Trainingscrew irakischer Grenzpolizisten. Sie könnte wegen eines Navigationsfehlers die unmarkierte Grenze überschritten haben. Im iranischen Fernsehen gaben die beiden Kommandeure der Bootsbesatzung ihren „großen Fehler“ zu, sich in iranische Hoheitsgewässer begeben zu haben. „Wir entschuldigen uns, weil es ein großer Fehler war“, sagte der Kommandeur Thomas Hawkins.

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