zum Hauptinhalt
Reiche und Arm: Die Kluft wächst laut einer Studie.

© dpa

Studie: Reiche mögen Arme nicht

Nicht nur das Wetter ist kalt in Deutschland, offenbar gibt es auch eine soziale Kälte. In der Langzeitstudie "Deutsche Zustände" zeigt sich: Besserverdienende werten sozial schwächere Gruppen vermehrt ab.

Von Frank Jansen

Der Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer warnt vor einer „Vereisung des sozialen Klimas“ in Deutschland. Insbesondere Besserverdienende verweigerten zunehmend schwachen Gruppen ihre Unterstützung, sagte Heitmeyer bei der Vorstellung des neunten Bandes der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“, die das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld seit 2002 erstellt.

Mehr als die Hälfte der Höherverdienenden, also Personen mit einem Netto-Einkommen ab etwa 2600 Euro monatlich, werteten Langzeitarbeitslose ab. Das ist ein dunkler Spitzenwert, die Angehörigen von gesellschaftlichen Gruppen mit geringerem Einkommen sind gegenüber Langzeitarbeitslosen weniger negativ eingestellt. Heitmeyers Team hatte im Frühjahr insgesamt 2000 repräsentativ ausgewählte Personen befragen lassen.

Als einen Grund für die wachsende „Entsolidarisierung“ bei Besserverdienenden, die bundesweit knapp 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, nannte Heitmeyer die Folgen der Finanzkrise. Sie habe beispielsweise Aktienbesitzer in Angst versetzt, manche hätten ihr Vermögen zumindest teilweise eingebüßt.

Eine Folge sei, dass bei den Höherverdienenden der Anteil derjenigen steige, die meinen, weniger als ihren gerechten Anteil zu erhalten. Gleichzeitig wüchsen bei diesem Personenkreis nicht nur die Vorurteile gegenüber Langzeitarbeitslosen, auch die Islamfeindlichkeit steige deutlich, sagte Heitmeyer. Außerdem hätten im Vergleich zu 2009 rechtspopulistische Einstellungen überhaupt bei den Höherverdienenden zugenommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false