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Die Mission nähert sich dem Ende. Am Dienstag will Schlichter Heiner Geißler seinen Spruch verkünden.

© Marijan Murat/dpa

Stuttgart 21: Kostenplanung im Rahmen

Bei der Schlichtung zu "Stuttgart 21" bestätigen drei Gutachter die Kostenplanung der Bahn. Die Prüfer hatten Einsicht in die geheimen Zahlen.

Die drei Wirtschaftsprüfer, die die Kosten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 gecheckt haben, kommen zu einem gemeinsamen Schluss: Es gibt derzeit keinen Grund, die von der Bahn berechneten Zahlen im Grundsatz anzuzweifeln.

Die Gesichter aufseiten der Befürworter entspannen sich – obwohl die siebte Schlichtungsrunde am Freitag im Stuttgarter Rathaus unter Leitung von Heiner Geißler eine besonders trockene ist: Es geht um die Kosten des Milliardenprojekts Stuttgart 21, vor allem des 4,1 Milliarden Euro teuren neuen Durchgangsbahnhofs. Drei Gutachter hatten der Schlichter und die Kontrahenten beauftragt, und dennoch finden alle zu einer gemeinsamen Bewertung: Nach derzeitigem Kenntnisstand ist das Vorhaben innerhalb dieses Kostenrahmens umsetzbar. Die Abweichungen, die die drei Institute bei möglichen Einsparungen, Optimierungen und dem Materialeinkauf ausgerechnet haben, sind allerdings strittig, vor allem ob das von der Bahn genannte Einsparpotenzial in Höhe von 900 Millionen Euro erreicht wird. Gleichwohl: Der Finanzpuffer, den die Bauherren vereinbart haben, reicht nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer aus, die eingerechneten Inflationskosten seien als Risikovorsorge zu werten. Die Prüfer durften dabei jene Zahlen auswerten, die die Bahn aus Wettbewerbsgründen geheim hält.

Hans-Henning Schäfer von der Märkischen Revision zeigte zwar Verständnis für die Gegner, die nicht den heutigen Planungsstand wissen, sondern schon die Endabrechnung vorwegnehmen möchten. Nur sei dieser Wunsch angesichts eines derart komplexen Projekts weder möglich noch üblich.

Bahn-Vorstand Volker Kefer hatte zuvor die von fünf Dutzend Planungsbüros zusammengetragenen Kostenkalkulationen, Möglichkeiten der Optimierung und auch die auf 2,8 Milliarden Euro bezifferten Ausstiegskosten dargelegt und erläutert, wie die einzelnen Werte berechnet und gewichtet werden. Winfried Kretschmann, Fraktionschef der Grünen im Stuttgarter Landtag, ließ sich in einer eher politischen und weniger faktenorientierten Stellungnahme nicht überzeugen. „Alternativen sind kostengünstiger und erzielen bessere Effekte“, erklärte er pauschal, notwendige Verbesserungen kosteten eine halbe Milliarde Euro mehr, und weil dafür keine Mittel flössen, dauere der Bau „unendlich“. Überdies bezifferten „unabhängige Experten“ die Neubaukosten schon jetzt auf mehr als zehn Milliarden Euro.

Zahlen, die Geißler („Wir machen keine Spekulations-Schlichtung“) später als wenig plausibel qualifizierte. Auch der Ideengeber von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke nach Ulm, der emeritierte Chef des Instituts für Eisenbahn- und Verkehrswesen an der Universität Stuttgart, Gerhard Heimerl, wies den Gegnern die Manipulation von Zahlen nach: Von den behaupteten 500 Millionen Euro Mehrkosten „bleiben 35 Millionen“. Werner Wölfle, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, räumte ein, dass unterschiedliche Kriterien beim Kostenvergleich verwendet wurden. Volker Kefer hingegen freute sich, dass durch die Sachverständigen „die fundierten Berechnungen der Bahn“ und der „Planungstiefgang“ nun auch bei den Rohbaukosten der Tunnel bestätigt worden seien.

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