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Stuttgart 21: Räumung des Schlossparks hat begonnen - Bäume werden gefällt

Ein Großaufgebot der Polizei hat mit der Räumung des Stuttgarter Schlossgartens begonnen. Der erwartete harte Widerstand der Stuttgart-21-Gegner blieb aus. Sie bezeichneten den Polizeieinsatz aber als zu aggressiv.

Ein Großaufgebot der Polizei hat am Mittwochmorgen mit der Räumung des Stuttgarter Schlossgartens für das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ begonnen. Nach der Errichtung eines Bauzaunes begannen die Beamten damit, Demonstranten aus der Grünanlage wegzuführen. In dem Park harren seit mehreren Monaten Baumschützer aus, die Zelte, Hütten und Baumhäuser errichtet haben.

Der Stuttgarter Polizeipräsident Thomas Züfle will der Bahn das Gelände am Schlossgarten für die Bauarbeiten zum geplanten Tiefbahnhof Stuttgart 21 bis zum Nachmittag übergeben. „Wir haben die Lage voll im Griff und liegen voll im Zeitplan“, sagte er am Mittwochmorgen. Nur noch wenige Projektgegner seien auf dem Gelände.

In einem der Zelte hatten sich zwei Demonstranten mit Ketten in den Boden einbetoniert. Auf zehn Bäumen harrten mehrere Aktivisten aus, die die Polizei nach und nach herunterholte. Fast alle der anfangs rund tausend S21-Gegner hatten im Laufe der Nacht den Park verlassen. Polizisten mussten etwa 50 Menschen wegtragen. Der Sprecher der Initiative „Parkschützer“, Matthias von Herrmann, berichtete von bis zu 2000 Demonstranten, die ein „Signal für den friedlichen Protest“ setzen wollten. Über den Einsatz sagte er: „Die Polizei ist rasch und hektisch aufgelaufen.“ Es sehe nicht nach einem besonnen Einsatz aus wie ihn Züfle angekündigt hatte.

Der erwartete massive Widerstand der Projektgegner blieb aus. Viele verließen freiwillig das Gelände. Ihm sei keine brenzlige Situation bekannt, sagte Züfle. Die Stimmung sei angespannt, aber nicht aggressiv. Wegen Besitzes von Pyrotechnik habe es eine Festnahme gegeben. Etwas 2500 Beamte waren im Einsatz.

Demonstranten kritisierten den Polizeieinsatz als aggressiv und ruppig

Zudem setzten einige Beamte laut Polizeisprecher Olef Petersen Schlagstöcke ein, als S21-Gegner partout nicht zur Seite gehen wollten. „Aber das war wirklich sehr vereinzelt.“

Die Stuttgarter Parkschützer kritisierten den Polizeieinsatz. Der „überfallartige Einmarsch“ habe „aggressiv und provozierend“ gewirkt, erklärten die Parkschützer. Die Einsatzkräfte setzten nach Angaben der Aktivisten bei Betreten des Areals grundlos Schlagstöcke ein. Umstehende und Journalisten seien rücksichtslos zur Seite gestoßen worden. Die Räumung der Sitzblockade verlief demnach „ruppig und grob“. Der friedliche Ablauf der Nacht sei allein Verdienst der ruhig und besonnen agierenden Demonstranten, hieß es von den Parkschützern.

Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Plakaten demonstrierten die Projektkritiker gegen das Bahnvorhaben. „Wir werden den Protest erst dann aufgeben, wenn Stuttgart 21 beendet ist“, sagte von Herrmann. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee sollten Lagerfeuer Wärme spenden. Einige Menschen riefen „Unser Park!“ und „Oben bleiben!“ oder sangen „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und den Protestsong „We shall overcome“.

Auf dem rund 40.000 Quadratmeter großen Gelände will die Bahn in den kommenden Tagen mehr als 170 Bäume fällen oder verpflanzen lassen, damit der Trog für den heftig umstrittenen Tiefbahnhof ausgehoben werden kann. (dapd,dpa)

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