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Politik: Suche nach dem rechten Ton

Die Union verliert in den Umfragen – und Stoiber setzt schon vor dem letzten Rededuell im Bundestag auf neue Themen

Von Peter Siebenmorgen

„Es wird keinen Strategiewechsel geben“, erklärte Angela Merkel am vergangenen Montag vor den Führungsgremien der CDU, nachdem einige Vorstandsmitglieder, an erster Stelle Hessens Ministerpräsident Roland Koch, schärfere Botschaften für die Schlussphase des Wahlkampfs verlangt hatten. Trotz Trendwende gegen die Union bei den Meinungsumfragen und dem blassen Eindruck, den Kanzlerkandidat Edmund Stoiber im zweiten Fernseh-Duell bei vielen Deutschen hinterlassen hatte, dürfe der Kurs jetzt nicht hektisch und kopflos verändert werden. Dem stimmte die überwältigende Mehrheit zu.

Doch noch am gleichen Tag, an dem Merkel so sprach, begannen sich die Dinge zu wenden. Denn Stoiber packte bei seinem Wahlkampfauftritt in Hannover ein neues, bislang aus gutem Grund gemiedenes Thema an und intonierte den schrillen Dreiklang: Ausländer, Zuwanderung, innere Sicherheit. Und am Donnerstag sagte er in Wiesbaden mit Blick auf die Osterweiterung der Europäischen Union: „400 Millionen drohen zu uns zu kommen. Deshalb müssen wir uns wappnen.“

Zwischenzeitlich haben sich nämlich die für SPD und Grüne günstigen Meinungsumfragen stabilisiert. Für dieses Wochenende rechnen die Unionsstrategen mit einem Vorsprung der SPD von drei Prozentpunkten, Grüne und Liberale gleichauf. Am Mittwochabend haben dies auch die Demoskopen von Infratest, die für die CDU arbeiten, der Parteispitze klar gesagt; der Trend sei kaum mehr zu wenden.

So sehen auf den letzten Metern Stoiber und die Seinen den sicher geglaubten Sieg jetzt schwinden. Sogar ein Teil der Wirtschaft, die kleinen Brauer und Händler, stellt sich gegen den Kandidaten wegen dessen Zick-Zack-Kurs beim Dosenpfand. Gibt der Kandidat nun auf der Zielgeraden die Mitte auf, weil strategische Vernunft im „Panic Room“ der Union kein Zuhause mehr hat? An diesem Freitag tritt Stoiber in der Etatdebatte im Bundestag nochmals direkt gegen Gerhard Schröder an.

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