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Politik: Suche nach den Attentätern: Sicherheitsexperten: Arabische Islamisten nutzen die Bundesrepublik als Ruhe- und Rückzugsraum

Die Sicherheitsbehörden machen dicht. Keine Wortlaut-Interviews, nirgends.

Von Frank Jansen

Die Sicherheitsbehörden machen dicht. Keine Wortlaut-Interviews, nirgends. Experten, die sich dann doch zu der Terrorgefahr nach den Anschlägen in den USA äußern, stellen die Bedingung: Weder ein Name darf genannt werden, noch die Behörde. Die Sorge ist groß, dass die Bevölkerung noch stärker aufgeschreckt wird, wenn die Medien offizielle Mitteilungen missverstehen oder aufbauschen. So betonen denn auch die "namenlosen" Experten, dass sie bislang nur Vermutungen zu den Urhebern der Anschläge anstellen können. Allerdings ist den Äußerungen zu entnehmen, wer nach Ansicht der Sicherheitsbehörden in Frage kommt: An erster Stelle werden islamistische Terroristen genannt. Danach, eher vage, amerikanische Rechtsextremisten.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Bei islamistischen Gruppen in der Bundesrepublik habe es nach den Anschlägen "punktuell Bekundungen von Freude" gegeben, sagt ein Fachmann. Gemeint sind offenbar palästinensische und libanesische Organisationen, Namen werden jedoch nicht genannt. In Deutschland fallen laut Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz vor allem zwei Gruppierungen auf: Der "Islamische Bund Palästina" mit 250 Mitgliedern in Deutschland gilt als Ableger der Hamas, die in Israel zahlreiche Anschläge verübt hat. Die libanesische "Hizb Allah" (Partei Gottes) kämpft ebenfalls gegen Israel und zählt in der Bundesrepublik etwa 800 Anhänger. Beide Organisationen scheinen sich hier auf Propaganda-Aktivitäten und das Sammeln von Spenden zu beschränken.

Ein Sicherheitsexperte warnt allerdings davor, die Mentalität dieser Leute zu unterschätzen. Der Fachmann erinnert an Mohammed Ali Hamadi. Der Libanese hatte 1985 zusammen mit einem Komplizen ein Flugzeug entführt. Ein in der Maschine sitzender US-Amerikaner wurde erschossen. 1987 reiste Hamadi mit Sprengstoff in die Bundesrepublik ein, die Polizei nahm ihn fest. Zwei Jahre später verurteilte das Frankfurter Oberlandesgericht den Libanesen zu lebenslanger Haft. Zur Illustration der vom Kindesalter an wirkenden Fanatisierung schildert der Sicherheitsexperte eine Aussage Hamadis im Prozess: So lange er auf der Welt sei, habe er immer gehört, wenn jemand getötet wurde, waren die Amerikaner oder die Israelis die Täter.

Gefährlicher als die Hamas- oder Hizb Allah-Anhänger sind jedoch nach Auffassung der Behörden die "Arabischen Mujahedin". Es handelt sich um Islamisten, die Kampfeinsätze in Afghanistan, Bosnien, Kaschmir oder Tschetschenien hinter sich haben. Wie viele in Deutschland leben, ist nicht bekannt. Ein Teil der Mujahedin ist keiner Organisation zuzurechnen, andere sollen jedoch mit dem saudischen Millionär Osama bin Laden und seiner Organisation "Al-Qaida" (Die Basis) in Verbindung stehen. Dies gilt möglicherweise auch für die vier schwer bewaffneten Islamisten, die Weihnachten letzten Jahres in Frankfurt am Main festgenommen wurden (siehe Kasten rechts). Außerdem hatte 1998 ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in Bayern den mutmaßlichen "Finanzchef" der Bin-Laden-Gruppe festgenommen. Der aus Sudan stammende Mamdouh Mahmud Salim wurde allerdings schon nach drei Monaten an die Vereinigten Staaten ausgeliefert.

Die "Arabischen Mujahedin" nutzten die Bundesrepublik als Transitland sowie als Ruhe- und Rückzugsraum, heißt es bei den Sicherheitsbehörden. Deutschland sei wegen der vermuteten "Araber-freundlichen Haltung" offenbar kein Anschlagsziel.

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