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Ursula von der Leyen auf der "Gorch Fock"

© Fabian Bimmer / REUTERS

Suche nach neuem Verteidigungsminister: Es wird wohl nicht der Beste

Gerade jetzt braucht das Verteidigungsministerium eine besondere Persönlichkeit an der Spitze. Nur wenige Kandidaten haben das geeignete Format. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Fabian Löhe

Wer ein Ministerium führen will, muss nicht unbedingt vom Fach sein. Regieren heißt delegieren, so lautet eine Devise, es gilt doch das Primat der Politik. Wer sein Ressort am Kabinettstisch vertritt, sollte in erster Linie durchsetzungsstark sein. Zur Stellenbeschreibung gehört, wie ein Kapitän auf See die Richtung vorzugeben und die Crew anzuleiten. Es ist nicht nötig, jeden Seemannsknoten zu kennen.

Nun gibt es ein Ressort, das einen weiteren Blick erfordert: das Verteidigungsministerium. Nicht zuletzt das Narrenschiff „Gorch Fock“ hat den Wunsch nach Profis in der Führung wachsen lassen. Wenn Ursula von der Leyen an die Spitze der EU-Kommission wechselt, stellt sich die Frage, wer als Oberbefehlshaber* der Bundeswehr folgen soll. Aktuell wird ein halbes Dutzend Namen (hyper)ventiliert. Nicht jeder sollte sich berufen fühlen.

Denn dieses Ressort ist in der Tat einzigartig. Die in der Armee dienen, stehen in einem besonderen Treueverhältnis zum Staat. Und wer dieses Haus führt, muss die Armee – eine Parlamentsarmee – der Gesellschaft erklären können, um sie in ihr zu verankern. Nur so bekommt die Truppe den Rückhalt, den sie braucht.

Bei Reformen selbst verletzt

Hinzu kommt: Der Bendlerblock gleicht einem Dickicht. Wer das zurückschneiden, will sagen: reformieren will, kann sich verletzen. Die Amtsinhaberin hat es erlebt, mit der Berateraffäre. Um diese Herausforderung schadlos zu bestehen, braucht es dieses Profil: Format als Persönlichkeit, nicht ohne Fachkenntnis und Respekt in der Truppe. Nicht zu schweigen von dem Respekt, den der Finanzminister haben sollte. Sonst wird das erst recht nichts mit dem Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels der Nato.

Wem kann es jetzt politisch nutzen, sich ins Verteidigungsressort vorzuwagen? Bei der Karriere hat es Helmut Schmidt geholfen – aber das ist lange her. Danach ist keiner, kein Mann, erinnerlich, der nach seiner Zeit in diesem Amt politisch noch weiter aufgestiegen wäre.

„Deutschland sucht den Super-Minister*" entfällt

Aktuell wird die Lage dadurch erschwert, dass die Dauer der Ministerzeit stark begrenzt ist: auf zwei Jahre, maximal. Denn womöglich gibt die Groko nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September auf. „Deutschland sucht den Super-Minister*", diese Sendung fällt deshalb im laufenden Jahr leider aus. Aber eine gute Lösung sollte es schon sein.

Das heißt: Eine Person, die weniger auf bella figura aus ist, sich stattdessen mit der richtigen Balance aus Nähe und Distanz in der Bundeswehr einen guten Namen macht. Ursula von der Leyen verspielte den, als sie der Bundeswehr ein „Haltungsproblem“ vorhielt – und damit aus Sicht der Soldaten ihre eigene offenbarte.

Darum wird ein(e) Verteidigungsminister(in) mit der richtigen Haltung zum Amt gesucht. Für wen das etwas sein könnte? Norbert Röttgen. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Außenpolitik würde so in die Riege der CDU-Hoffnungsträger zurückkehren und das Amt im politischen Scheinwerferlicht halten. Aber, aus Erfahrung klug geworden, weniger durch sich selbst als durch fachliche Nähe und mit administrativer Erfahrung. Wer das bietet, hat alle Chancen auf Respekt.

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