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Sudan: Lubna Hussein zu Geldstrafe verurteilt - aber sie zahlt nicht

Vor sechs Wochen trug sie beim Abendessen in einem populären Restaurant der sudanesischen Hauptstadt Hosen und war zusammen mit 12 weiteren Frauen von der Religionspolizei verhaftet worden. Nun wurde ihre Prügelstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt - doch zahlen will sie nicht.

Lubna Hussein kämpft weiter. "Ich werde gerade von der Polizei zum Frauengefängnis in Khartum gebracht. Die Geldstrafe werde ich nicht bezahlen - und zwar aus Prinzip", sagte sie in einem Telefonat mit unserer Zeitung. Noch im Gerichtssaal wurde sie verhaftet und muss nun für mindestens vier Wochen hinter Gitter. Denn sie weigert sich, die Strafe von umgerechnet 160 Euro zu akzeptieren und zu begleichen. Zusätzliche Peitschenhiebe hatte ihr der Richter erspart. "Ich habe nichts falsches getan", beharrt die sudanesische Journalistin. "Ich will, dass die Leute erfahren, was sich hier tagtäglich abspielt. Dann lerne ich halt mal die Verhältnisse in einem Gefängnis kennen".

Luban Husseins angebliches Vergehen: Vor sechs Wochen trug sie beim Abendessen in einem populären Restaurant der sudanesischen Hauptstadt Hosen und war zusammen mit 12 weiteren Frauen von der Religionspolizei verhaftet worden. Zehn Hiebe plus umgerechnet 100 Euro setzte der Al-Sagana-Schnellgerichtshof zwei Tage später fest, die sofort vollstreckt wurden. Zehn Frauen, unter ihnen drei minderjährige Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren, akzeptierten das Urteil, weil sie kein Aufsehen wollten und "um die Sache hinter sich zu bringen", wie eine der Betroffenen später angab. Drei jedoch widersprachen, verlangten einen Anwalt und ein ordentliches Gerichtsverfahren - allen voran Lubna Hussein, die ihren Fall an die große Glocke hing und 500 Einladungen zu ihrem Prozess an Politiker, Diplomaten und Medien verschickte. Es gehe nicht um sie persönlich, erklärte sie, sondern um alle die sudanesischen Frauen, die in den letzten beiden Jahrzehnten ausgepeitscht worden seien, weil sie Hosen trugen - und es vorgezogen hätten zu schweigen.

Denn seit dem Militärputsch von Präsident Omar al-Baschir gilt im Nordsudan das Scharia-Recht. Und in Paragraph 152 des Strafgesetzbuches wird das Tragen von Hosen verurteilt als "obszönes Benehmen, Verstoß gegen soziale Normen und Verletzung der öffentlichen Moral". Was aber "dem öffentlichen Moralempfinden" widerspricht, wird bestraft "mit einer Auspeitschung bis zu 40 Hieben oder einer Geldstrafe oder beidem".

Lubna Husseins Kampf für mehr Frauenrechte hat inzwischen auch in Europa und den USA Schlagzeilen gemacht, findet aber auch wachsende Resonanz im eigenen Land. Am Montag demonstrierten gut 150 Frauen vor dem Justizgebäude, einige von ihnen ebenfalls in Hosen. Mehrere dutzend wurden von den Sicherheitskräften verhaftet und abgeführt. "Lubna hat uns eine Chance gegeben", sagte eine junge Demonstrantin. "Seit 1990 sind tausende von jungen Frauen ausgepeitscht worden, aber Lubna war die erste, die sich nicht damit abgefunden hat."

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