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Südafrika: Gutes tun für Nelson Mandela

Südafrika entspricht dem Wunsch des großen alten Mannes und macht seinen Geburtstag zu einem Festtag des Ehrenamts

Eine solche Reaktion hatte nicht einmal der Jubilar selbst erwartet. Doch wenn ein Nelson Mandela bittet, kann sich kaum jemand seinem Wunsch entziehen, schon gar nicht in seiner südafrikanischen Heimat. Zu Tausenden kamen die Menschen hier am Wochenende zusammen, um auf Marktplätzen und in Fußballstadien den 91. Geburtstag des weltberühmten Freiheitskämpfers zu feiern – und ihm und seiner gemeinnützigen Stiftung einen ganz besonderen Wunsch zu erfüllen: eine Minute für jedes der 67 Jahre, die Mandela dem Kampf gegen die Apartheid gewidmet hat, für eine gute Tat aufzuwenden – und etwas Sinnvolles für das Gemeinwohl zu tun.

Während Wohnungsbauminister Tokyo Sexwale als Moderator eines Radioprogramms über 2,2 Mill. Rand (200 000 Euro) für die Mandela-Stiftung einsammelte, nahm Südafrikas neuer Staatspräsident Jacob Zuma an einem Mittagessen mit älteren Menschen teil. „Wir können Nelson Mandela am besten dadurch ehren, dass wir auf unsere kleine Weise tun, was ihn stolz machen würde“, sagte Zuma dabei in Anspielung auf den am Sonnabend erstmals begangenen „Mandela-Tag“. Fortan soll der 18. Juli zwar kein Feiertag sein, aber die Menschen weltweit zur ehrenamtlichen Tätigkeit inspirieren. Zudem versicherte Zuma seinem Vorgänger, in seinen Fußstapfen zu folgen: „Bleib ruhig als Pensionär daheim und sorge dich nicht“, sagte Zuma an Mandela gewandt. „Wir werden deinem Beispiel stets folgen.“

Auch jenseits Südafrikas wurde die Initiative der Mandela-Stiftung am Wochenende unterstützt: In New York wurde der Mandela-Tag genau wie in London von einem hochkarätig besetzten Konzert aus der Taufe gehoben, an dem neben Frankreichs First Lady Carla Bruni-Sarkozy auch Stevie Wonder, Dave Stewart und Alicia Keys teilnahmen. Vorausgegangen war eine Freiwilligen-Woche in New York, in deren Rahmen sich prominente wie unbekannte Bürger zu gemeinnützigen Aktionen verpflichtet hatten. Mandela selbst hatte die Initiative zur Wochenmitte mit einer Videobotschaft lanciert: „Unser Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit war eine gemeinsame Anstrengung, genau wie dieser Tag. „Wir haben es in der Hand, mit ein wenig gesellschaftlicher Verpflichtung eine bessere Welt zu schaffen.

Mandela hatte sein gesellschaftliches Engagement vor 67 Jahren begonnen: Nach dem Besuch einer Missionsschule und der Ausbildung auf einem Methodistencollege war er damals vor den ländlichen Traditionen seiner Heimat im Ostkap und einer arrangierten Ehe nach Johannesburg geflohen, um dort zunächst in einer weißen Anwaltspraxis zu arbeiten. Wenig später schloss er sich der Widerstandsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC) an, der 50 Jahre später die Macht am Kap übernahm. 1964 wurde Mandela wegen Hochverrat und Terrorismus zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach fast 27 Jahren wurde er 1990 freigelassen. Doch statt mit Rachegelüsten kehrte er mit einer Versöhnungsbotschaft zurück. Zusammen mit seinem weißen Widersacher Frederik de Klerk wurde Mandela zum Geburtshelfer einer Nation, die viele zuvor unausweichlich in einem Rassenkrieg versinken sahen. 1994 wurde der Widerstandskämpfer zum ersten schwarzen Präsidenten des einstigen Rassenstaats am Kap gewählt – ein Amt, von dem er 1999 nach nur einer Amtszeit zurücktrat. Wenn Südafrika bei allen Rückschlägen jetzt erstmals in seiner Geschichte so etwas wie eine Nation ist, so ist das entscheidend das Verdienst von Nelson Mandela.

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