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Politik: Südamerika gespalten über Bolivien

Rio de Janeiro - Während die Bolivianer ihren Präsident Evo Morales wie einen Helden feiern, zeigen sich die Nachbarn zunehmend verärgert. Vor dem Gipfel der Präsidenten Brasiliens, Argentiniens und Venezuelas mit Morales im argentinischen Puerto Iguazú war sogar schon vom Scheitern der Bemühungen um die Integration Südamerikas die Rede.

Rio de Janeiro - Während die Bolivianer ihren Präsident Evo Morales wie einen Helden feiern, zeigen sich die Nachbarn zunehmend verärgert. Vor dem Gipfel der Präsidenten Brasiliens, Argentiniens und Venezuelas mit Morales im argentinischen Puerto Iguazú war sogar schon vom Scheitern der Bemühungen um die Integration Südamerikas die Rede. Denn betroffen von Morales’ Entscheidung, die Gas- und Erdölproduktion seines Landes zu nationalisieren, sind in erster Linie Boliviens Nachbarn. Nach der Besetzung der bolivianischen Gas- und Ölfelder durch das Militär am 1. Mai gewinnt dort nun die Angst vor einem drastischen Anstieg der Energiepreise die Oberhand. So wird es Brasiliens Präsident Lula da Silva und seinem argentinischen Kollegen Néstor Kirchner vor allem darum gehen, dem Nachbarland günstige Konditionen für die Firmen abzuringen, die in die Ausbeutung der bolivianischen Bodenschätze investiert haben. Betroffen ist hier vor allem der brasilianische Staatskonzern Petrobras, der in den vergangenen zehn Jahren rund eine Milliarde Dollar in Bolivien investiert hat. Brasilien und Bolivien vereinbarten am Donerstag, die Konditionen für Petrobras bilateral auszuhandeln.

Aus Bolivien stammt etwa die Hälfte des brasilianischen Gases. Lula hat diese Abhängigkeit bereits als „strategischen Fehler“ bedauert. Morales zu Hilfe eilen dürfte Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der selbst zahlreiche Privatfirmen „in Volkshand“ übergeben hat. Bereits im Wahlkampf hat er Morales unterstützt.

Beim Gipfel in Iguazú demonstrierten die Staatschefs am Donnerstag Einigkeit. Über seine tagespolitische Bedeutung hinaus macht der Gasstreit jedoch den tiefen Riss sichtbar, der sich durch Südamerika zieht. Auf der einen Seite stehen die eher sozialdemokratisch orientierten Regierungen Brasiliens, Uruguays und Chiles auf der anderen die links-nationalistischen Regierungen Venezuelas und Boliviens. Der Streit könnte die Hoffnungen auf eine stärkere Zusammenarbeit endgültig begraben.

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