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Südwest-FDP: Homburger will FDP-Landeschefin bleiben

Birgit Homburger will FDP-Landeschefin im Südwesten bleiben – um den Fraktionsvorsitz im Bund zu sichern.

Birgit Homburger weiß, wie schnell sich alles drehen kann. Vor eineinhalb Jahren, nach der Bundestagswahl 2009, durften sich die Liberalen in Baden-Württemberg mit ihrer Landeschefin im Zenit fühlen: 18,8 Prozent der Wähler hatten ihr Kreuz bei der FDP gemacht. Bei der Landtagswahl vor zwei Wochen waren es noch ganze 5,3 Prozent. Halbiert an Stimmen und Mandaten, und nach 15 Jahren wieder auf der Oppositionsbank.

Was das für die innerparteiliche Befindlichkeit bedeutet, weiß Homburger sehr gut. Die Parteichefin, die beim Westerwelle-Sturz vorige Woche zunächst ihren Job als Fraktionschefin im Bundestag retten konnte, hat ihr Ohr schon immer nah an der Basis. Gleich nach dem Wahldesaster griff sie zum Hörer und tröstete viele gescheiterte Kandidaten. Dahinter stand freilich nicht nur die Sorge Homburgers, dass sich Parteiaktivisten frustriert zurückziehen. Die gelernte Verwaltungswissenschaftlerin, die gern immer alles im Griff hat, musste ebenso die Furcht umtreiben, Entwicklungen nicht mehr steuern zu können. Entwicklungen, die sie am Ende im Herbst auch die Wiederwahl an die Spitze der Bundestagsfraktion kosten könnten. Während weite Teile der FDP-Führung die Diskussion um die Wahlniederlage aussitzen wollten, hatte die pragmatische Sargtischler-Tochter vor acht Tagen die Reißleine gezogen. Da es einer neuen Legitimation bedürfe, kündigte sie den Rücktritt des gesamten Vorstands an und brachte sich gleichzeitig ganz vorn wieder in Stellung: Selbstverständlich werde sie beim Parteitag im Mai erneut für den Landesvorsitz kandidieren.

Seit Samstag, als sich die Gremien der Landes-FDP in Sindelfingen zur Krisensitzung trafen, ist klar, dass die 46-jährige Homburger um ihren Landesvorsitz kämpfen muss: Der 44-jährige Europaabgeordnete Michael Theurer hat seinen Hut in den Ring geworfen. Ein programmatischer, organisatorischer und personeller Neuanfang, eine Neuaufstellung der Liberalen, müsse her, argumentierte der frühere Oberbürgermeister des Neckarstädtchens Horb. Theurer gehört als Homburger-Stellvertreter dem bisherigen Landesvorstand an. Die Zahl seiner Freunde in der Parteiführung gilt als übersichtlich. Dem gelernten Volkswirt wird immer wieder wenig mannschaftsdienliches Verhalten vorgehalten. Doch stößt der bekennende Ökoliberale mit seinem Votum für mehr Bürgernähe und liberale Eigenständigkeit an der Basis durchaus auch auf Zustimmung. Bei den Vorstandswahlen im Vorjahr lag er deutlich vor Homburger. Allerdings hatte sich die Fraktionschefin damals einen Denkzettel wegen der miesen Performance der FDP im Bund eingefangen.

Gerade die bundesweit herausgehobene Funktion Homburgers könnte ihr jetzt wieder das Führungsamt im Landesverband sichern (und sie dadurch wiederum als Fraktionschefin im Bundestag stabilisieren). So sieht es jedenfalls Klaus Kinkel. Der 74jährige frühere FDP-Chef und Außenminister hat rechtzeitig vor dem Sindelfinger Treffen eindringlich davor gewarnt, Homburger zu demontieren: „Der Landesverband muss nach dem nicht besonders guten Abschneiden bei der Landtagswahl ein Rieseninteresse daran haben, in Berlin stark vertreten zu sein.“ Er kenne und schätze Homburger als „solide, vertrauenswürdig und bienenfleißig“. Nicht vergessen werden sollte: Homburger ist als Kämpferin bekannt.

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