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Susanne Osthoff: Vom Irak fasziniert und sich der Gefahr bewusst

Susanne Osthoff war sich den Gefahren im Irak bewusst. "Wer die Nerven verliert, ist tot", sagte sie 2004 in einem Interview.

Berlin - Susanne Osthoff war sich der Gefahren im Irak bewusst. «Wer die Nerven verliert, ist tot», sagte sie 2004 in einem Interview. Zugleich schwärmte sie vom Irak als «Ursprung der Kultur» und von den «hochgebildeten und sensitiven» Iraker. Seit Jahren leistet die 43-jährige Frau aus Bayern Hilfe für die Menschen in dem von Saddam Husseins Diktatur, Wirtschaftssanktionen und Krieg gezeichneten Land.

Bereits im Religionsunterricht hätten Orte wie die Hängenden Gärten von Babylon sie fasziniert, sagte Osthoff der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) damals. Sie studierte Vorderasiatische Archäologie, lebte jahrelang im Jemen und nahm 1984 erstmals an Grabungen im Irak teil. Nach der Heirat mit einem jordanischen Araber perfektionierte die gebürtige Münchnerin Presseberichten zufolge ihr Arabisch.

Bereits zur Zeit der Wirtschaftssanktionen gegen den Irak reiste sie immer wieder ins Land - «um Zeichen zu setzten, um Brücken zu schlagen», wie sie sagte. Sie lebte teilweise im Nahen Osten, war in Deutschland zuletzt in Grafing bei München gemeldet. Nach Angaben des Bürgermeisters der Gemeinde Glonn, wo sie früher gemeldet war, hat sie eine 11-jährige Tochter.

Bereits wenige Tage nach Beginn des Krieges der USA gegen den Irak im März 2003 machte sich die gelernte Archäologin in Zusammenarbeit mit der «Direkt-Hilfe Irak» vom jordanischen Amman erstmals erneut nach Bagdad auf - an Bord Hilfsgüter und Medikamente. Auf Beduinen- Schleichwegen durch die Wüste geriet der Transport unter Beschuss, kam aber dennoch gut in Bagdad an. Weitere Hilfsaktionen folgten. «In den Krankenhäusern hat sie persönlich geholfen, die Kranken zu versorgen, nächtelang, tagelang - Arbeiten, die sie eigentlich gar nicht gelernt hat», sagte ihre Schwester Anja Osthoff dem Nachrichtensender N24.

Kriegsberichterstattern in Bagdad berichtete Susanne Osthoff in kernigem Bayerisch, dass sie sich auf Grund ihrer guten Landeskenntnisse trotz der Kriegswirren gut im Land zurechtfinde. In telefonischen Berichten nach Deutschland unterstrich die Frau mit dem Motto «Taten statt Worte» unbeirrt die Herzlichkeit der Menschen: Überall sei sie warm empfangen worden. Im Jahr darauf bekam sie den Tassilo-Preis für Zivilcourage der «SZ». Bereits im vergangenen Sommer soll die umtriebige Irak-Kennerin Entführungsdrohungen aus Kreisen des Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi erhalten haben.

«Sie liebt die Leute, die Kultur, dieses Land und ist richtig fanatisch», beschrieb Osthoffs Mutter am Dienstag in einem Interview die Antriebskräfte ihrer Tochter. «Und wenn man dann sieht, wie es den Leuten geht, da hat man fast ein schlechtes Gewissen, dass es einem gut geht. Und da gab es für sie nichts anderes als helfen.» (tso/dpa)

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