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Homosexuelle Partnerschaften und ihre Bedeutung beschäftigen die EKD. Foto: dpa

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Synode der EKD: Im Geist der Liebe

Die Evangelische Kirche diskutiert auf ihrer Synode über Ehe, den Wortlaut der Bibel – und homosexuelle Partnerschaften.

Berlin - Die evangelische Kirche ringt weiter um ihr Verständnis von Ehe und Familie. Auch bei der Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag in Düsseldorf spielte das Thema eine große Rolle. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider schlug mehr als in den Monaten zuvor selbstkritische Töne an.

Im Juni hatte eine „Orientierungshilfe“ zum Thema Ehe und Familie heftige Auseinandersetzungen ausgelöst. Das Papier rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und fordert auf, auch andere Formen von Familie anzuerkennen, wenn Menschen generationenübergreifend, verantwortungsvoll, treu und auf Dauer zusammenleben – egal ob Mann und Frau die Bindung eingehen oder ein homosexuelles Paar. Kritiker sahen darin eine Abwertung der Ehe und warfen der Kirche vor, sich dem Zeitgeist anzupassen. Viele bemängelten zudem die theologische Begründung in dem Dokument. Auch der frühere EKD-Chef Wolfgang Huber hatte sich in einem Radiointerview entsetzt geäußert: „Wichtige Eckpfeiler des evangelischen Verständnisses von Ehe und Familie bleiben durch diesen Text unberührt.“ Huber hatte als EKD-Ratsvorsitzender vor fünf Jahren die Kommission eingesetzt, die das Papier erarbeitet hat. Diese habe einen ganz anderen Auftrag gehabt, sagte Huber, sie sollte „ein Ja der evangelischen Kirche zu Ehe und Familie“ unterstützen.

Das „Leitbild Ehe“ sei nicht reflektiert worden, gab Schneider in Düsseldorf zu. Die kritische Debatte habe verdeutlicht, „dass der Rat dem Bedürfnis auch nach einer theologischen Klärung des Leitbildes Ehe hätte nachkommen müssen“.

Um den Vorwurf zu entkräften, die evangelische Kirche vernachlässige die Theologie, stellte Schneider klar: „Die Heilige Schrift ist Maß und Mitte evangelischer Urteilsbildung.“ Man dürfe die Schrift aber „nicht zum Büttel eigener Frömmigkeitsformen oder eigener Lebensstile machen“. In den vergangenen Monaten hatten sich Kritiker und Unterstützer der Orientierungshilfe gegenseitig vorgeworfen, das Evangelium für politische Zwecke oder den eigenen Lebensentwurf zu instrumentalisieren.

Schneider warnte zugleich davor, die Bibel wortwörtlich aufzufassen und Sätze aus dem Kontext zu reißen, „ohne hermeneutisch zu reflektieren, was damals konkret gemeint war“. Konservative Kirchenkreise hatten darauf verwiesen, dass in der Bibel homosexuelle Beziehungen verurteilt werden. Was in biblischen Zeiten unter homosexuellen Verhältnissen verstanden wurde, habe „mit der uns heute vor Augen stehenden einvernehmlichen homosexuellen Liebe zweier freier und gleichberechtigter Partner nichts zu tun“, sagte Schneider.

Eine pauschale Verurteilung dieser Beziehungen widerspreche dem Geist der Liebe, die in Jesus Christus zur Welt gekommen sei. „Der bloße Verweis auf einen Wortlaut der Bibel ist kein hinreichendes Argument, um theologische Fragen zu klären.“

Schneider will aber den Begriff der Ehe nicht auf homosexuelle Partnerschaften ausweiten. „Bei „Ehe“ wird mitgedacht, dass es eine Beziehung zwischen Mann und Frau ist, aus der Kinder hervorgehen können. Es ist sinnvoll, diesen Unterschied begrifflich festzuhalten“, sagte er der „Rheinischen Post“. Claudia Keller

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