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Syrien: Großbrand zerstört Aleppos Kulturschatz

Seit Wochen toben die Kämpf um die syrische Handelsstadt Aleppo, hunderte Menschen sind dabei bereits gestorben. Ein Feuer zerstört nun den historischen Markt der Stadt.

Ein Großbrand hat den historischen Basar der syrischen Stadt Aleppo verwüstet. Hunderte der Läden unter den mittelalterlichen Arkaden seien zerstört worden, als bei Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen ein Feuer ausgebrochen sei, berichteten Aktivisten. In dem Basar - einst eine der größten Touristenattraktionen in der Stadt - wurden seit Jahrhunderten Lebensmittel, Stoffe und Gewürze verkauft. Er ist Teil der Altstadt, die von der Unesco zum Weltkulturerbe gezählt wird.

Der örtliche Aktivist Ahmad al Halabi schätzte, dass in der Nacht zum Samstag die Mehrheit der Geschäfte niederbrannte. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Rahman, erklärte, mindestens 200 Läden seien zerstört worden. Die Brandursache sei unklar, sagte er. Ein Video im Internet zeigte Rauch über Aleppo. Auch darin hieß es, Geschäfte stünden in Flammen.

Al Halabi sagte, die syrischen Behörden hätten der Stadt die Wasserversorgung gekappt, sodass die Löscharbeiten schwierig seien.

Der Markt war in den vergangenen Wochen fast täglich Schauplatz von Kämpfen. Seit Beginn einer Rebellenoffensive im August kontrolliert jede der Konfliktparteien etwa eine Hälfte der strategisch wichtigen Handelsmetropole. Wiederholte Versuche beider Seiten, auch die andere Hälfte einzunehmen, scheiterten. Nach Angaben von Aktivisten haben Scharfschützen der Regierungstruppen auf der Zitadelle, die das Zentrum dominiert, Stellung bezogen. Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) begann laut Aktivisten bereits am Donnerstag mit einer Offensive, die sie als entscheidende Schlacht bezeichnete. Es seien die schwersten Gefechte seit Wochen.

Die USA stellten der syrischen Opposition unterdessen weitere Hilfen in Millionenhöhe in Aussicht. US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte bei einem Treffen der „Freunde Syriens“ am Freitag in New York 15 Millionen Dollar (11,6 Millionen Euro) für nichtmilitärische Zwecke und 30 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe an. Der UN-Menschenrechtsrat verlängerte das Mandat für eine Kommission, die mutmaßliche Kriegsverbrechen in dem arabischen Land untersucht, um sechs Monate. Die Schweizerin Carla Del Ponte, ehemalige Chefanklägerin des UN-Tribunals in Den Haag für das frühere Jugoslawien, wurde in die Sonderkommission berufen.

Der Irak legte einen Zwei-Stufen-Plan zur Vermittlung vor

Die „Freunde Syriens“ bemühten sich bei ihrem Treffen am Rande der UN-Vollversammlung, die zersplitterte syrische Opposition zu einer besseren Zusammenarbeit zu bewegen. Clinton empfing Vertreter der Gruppe, zu der die USA, die Europäische Union und die Arabische Liga gehören. Sie forderte die Nachbarstaaten Syriens auf, nicht zuzulassen, dass der Iran dem Regime von Präsident Baschar al-Assad über Land oder Luft Waffenhilfe leiste. Russland, China und der Iran waren zu dem Treffen nicht geladen.

Im Weltsicherheitsrat haben Russland und China drei Resolutionen blockiert, mit denen Assad angesichts des Konfliktes zu einem Ende der Gewalt gedrängt werden sollte. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf den USA und ihren Verbündeten vor, den Terrorismus in Syrien anzustacheln.

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Neuseeland hat die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats aufgefordert, bei Angelegenheiten in Zusammenhang mit Gräueltaten großer Ausmaße auf ihr Vetorecht zu verzichten. Mit der Blockade im Syrien-Konflikt riskiere das Gremium in den Augen Vieler einen Verlust seiner Glaubwürdigkeit, sagte der neuseeländische Außenminister Murray McCully am Samstag vor der UN-Vollversammlung in New York. „Wenn 25 000 Tote, unzählige Verletzte, Flüchtlinge und Obdachlose den Sicherheitsrat nicht zum Handeln bekommen - was dann?“ Die Frustration darüber sei unter seinen Landsleuten extrem hoch, sagte McCully weiter. Der Sicherheitsrat müsse dringend reformiert werden. Abschaffen könne man das Vetorecht seiner Meinung nach nicht, aber es müsse beschränkt werden.

Auch Frankreich, Großbritannien und die USA haben ein Vetorecht in dem insgesamt 15 Mitglieder zählenden Gremium.

Saudi-Arabien und die Türkei kritisierten den UN-Sicherheitsrat. Die Untätigkeit des Gremiums angesichts des Syrien-Konflikts habe Assads Regime „grünes Licht“ dafür gegeben, das eigene Volk anzugreifen, sagte der saudiarabische Vize-Außenminister Abdulasis bin Abdullah am Freitag vor der UN-Vollversammlung in New York. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu erklärte, die Blockade in dem UN-Gremium „spiele Despoten in die Hände“.

Der Irak legte unterdessen einen Zwei-Stufen-Plan zur Vermittlung zwischen den Konfliktparteien in Syrien vor. Im ersten Schritt sollten sich die Teilnehmerstaaten der internationalen Syrien-Konferenz, die Ende Juni in Genf stattfand, darauf konzentrieren, die dort gefassten Beschlüsse nun umzusetzen, sagte der irakische Außenminister Hoschjar Sebari. Im zweiten Schritt sollten Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition zu einer Konferenz an einem neutralen Ort eingeladen werden. (dapd)

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