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Türkische Studenten demonstrieren gegen den geplanten Nato-Einsatz an der türkischen Grenze.

© AFP

Syrien-Konflikt: Nato legt Orte für Patriot-Luftabwehrsysteme in der Türkei fest

Die Nato-Bündnispartner haben sich auf die Details des Einsatzes an der türkisch-syrischen Grenze geeinigt. Auch deutsche Soldaten werden entsandt. Unterdessen fordert der Konflikt in Syrien erneut dutzende zivile Opfer.

Deutschland und seine Nato-Partner haben sich nach Angaben auf die Stationierungsorte für die von der Türkei wegen des Syrienkonflikts angeforderten „Patriot“-Luftabwehrsysteme verständigt. Die deutschen Systeme würden in Kahramanmaras im Süden der Türkei stationiert, teilten die Bundeswehr und die Nato am Samstag mit. Der Marschbefehl wird noch vor Weihnachten erteilt, die Verlegung werde im Laufe des Januar erfolgen. Die Großstadt liegt etwa 120 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Die Nato hatte die Patriot-Stationierung Anfang Dezember beschlossen, nachdem im Zuge des Konflikts wiederholt syrische Granaten in der Türkei eingeschlagen waren.

Neben Deutschland stellen auch die USA und die Niederlande Patriot-Abwehreinheiten bereit. Deutschland stationiert dabei zwei Patriot-Systeme und bis zu 400 Bundeswehrsoldaten. Die beiden deutschen Patriot-Staffeln kommen aus Sanitz und Bad Sülze in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Entscheidung über die Stationierung hätten Deutschland, die USA und die Niederlande am Samstag in enger Abstimmung mit der Türkei getroffen, teilte die Bundeswehr mit. Der Einsatz habe „einen ausschließlich defensiven Charakter“, erklärten Bundeswehr und Nato gleichlautend. Er diene „nicht der Errichtung einer Flugverbotszone, sondern der Deeskalation an der südostwärtigen Grenze des Nato-Vertragsgebietes“. Die niederländischen Einheiten werden in Adana weiter westlich Richtung Mittelmeer stationiert, wie die Nato in Brüssel mitteilte. Die der US-Armee kommen nach Gaziantep, südlich des deutschen Standortes und damit deutlich näher an der syrischen Grenze.

Die in der Türkei eingesetzten Patriot-Raketen bieten Schutz vor angreifenden Flugkörpern. Das bodengestützte System ist mobil, die Abschussrampen können auf Lkw montiert werden und mit ihren Lenkflugkörpern Flugzeuge, Raketen und Marschflugkörper in der Luft zerstören. Die Flugkörper haben eine Reichweite von 68 Kilometern. Für den Einsatz gegen Mörserbeschuss, den es in der Türkei aus Syrien bereits gegeben hat, sind die Patriots nicht geeignet.

Die syrische Rebellen bringen unterdessen die Regierungstruppen weiter in Bedrängnis. Nach Oppositionsangaben eroberten sie am Sonntag einen Militärstützpunkt in der Nähe der Hauptstadt Damaskus. Wie der Nachrichtensender Al Dschasira unter Berufung auf die Freie Syrische Armee berichtete, hatte es zuvor heftige Kämpfe um das Lager unweit der Ortschaft Ras al Ain gegeben. Im Großraum Damaskus gibt es seit Wochen erbitterte Gefechte, bei denen auch die Truppen von Baschar al Assad schwere Verluste hinnehmen müssen. Allein am Samstag wurden Aktivisten zufolge landesweit mindestens 130 Menschen getötet. Meldungen aus Syrien können wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden.

Französische und amerikanische Eliteeinheiten bereiten sich nach Informationen des „Focus“ an der jordanisch-syrischen Grenze auf Kommandoeinsätze in Syrien vor. Die Soldaten sollen bei einem Zusammenbruch der Assad-Regierung Chemiewaffenlager vor Plünderungen durch islamistische Aufständische schützen. Das habe ein Nato-Offizier dem Magazin gesagt. Fallschirmjäger der französischen Fremdenlegion hätten in den vergangenen Monaten mehrmals Spähtrupps von Jordanien aus nach Syrien geschickt.

Am Sonntag sollen durch den Luftangriff auf eine Warteschlange vor einer Bäckerei 60 Menschen getötet worden sein. Wie die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, griffen in Halfaja in der Provinz Hama Jagdbomber an; auf einem Video waren viele Leichen in den Trümmern eines Gebäudes zu sehen. Die von den Aufständischen kontrollierte Stadt erlebt derzeit eine Lebensmittelkrise, weil die Armee den Ort belagert. Tagelang war kein Brot gekommen, daher warteten am Sonntag viele Einwohner der Stadt vor der Bäckerei. (dpa/AFP)

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