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Politik: Syrien: Kranker Dissident darf nicht ausreisen

Kairo - Die syrischen Behörden verweigern dem führenden Oppositionellen Riad Seif die Ausreise zur medizinischen Behandlung seines Prostatakrebses. Syrische Ärzte hatten die Reise ins Ausland empfohlen, weil das Land selbst nicht über die modernsten Behandlungsmethoden verfüge.

Kairo - Die syrischen Behörden verweigern dem führenden Oppositionellen Riad Seif die Ausreise zur medizinischen Behandlung seines Prostatakrebses. Syrische Ärzte hatten die Reise ins Ausland empfohlen, weil das Land selbst nicht über die modernsten Behandlungsmethoden verfüge. Der einst erfolgreiche Unternehmer Seif war im Jahr 1994 als unabhängiger Kandidat ins Parlament gewählt worden und war einer der Köpfe der Demokratiebewegung gewesen, die während des kurzen „Frühlings von Damaskus“ politische Reformen vorantreiben wollte.

Von 2002 bis 2006 saß der heute 58-Jährige in Haft. Als er nach der Krebsdiagnose vor zwei Monaten einen Reisepass beantragen wollte, wurde er an die Staatssicherheit verwiesen. „Hochrangige Vertreter des Sicherheitsdienstes versuchten, mich davon zu überzeugen, mich in Syrien behandeln zu lassen“, sagte Seif dem Tagesspiegel. Aber syrische Krankenhäuser verfügten nicht über moderne Technik, wie sie das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf nach Einsicht in Seifs Krankenunterlagen vorgeschlagen hatte. Den Handel, Sympathien für Syriens Regime zu zeigen und dafür die Ausreiseerlaubnis zu erhalten, lehnte Seif ab: „Ich lasse mich nicht missbrauchen, um das Image der Opposition zu beschädigen.“

Seif sagt, er habe dem Chef des Staatssicherheitsdienstes versichert, nach der Behandlung nach Syrien zurückzukehren und während seines Auslandsaufenthaltes nicht politisch tätig zu werden. Doch sein Antrag wurde jetzt ohne Begründung abgelehnt. Bereits nach seiner Haftentlassung im Januar 2006 hatte sich Seif vergeblich wegen einer Bypassoperation im Ausland um die Ausreise bemüht.

Riad Seif war seit 1963 als Textilunternehmer tätig, 1993 wurde er Franchisenehmer von Adidas und baute Fabriken mit weit über tausend Mitarbeitern auf. Als er 1994 ins Parlament kam, drängte er auf die Reform des Industriesektors – das Ergebnis war staatliche Einmischung in seine Geschäfte, die ihn in den Konkurs trieb. Nach dem Amtsantritt von Präsident Baschar al Assad, als viele auf politische Liberalisierung hofften, organisierte Seif mit syrischen Intellektuellen politische Salons. Andrea Nüsse

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