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Eine von zwei russischen Fabriken zur Vernichtung von chemischen Kampfstoffen ist in Maradykovo gebaut worden. Das Foto zeigt einen Teil der Anlagen. Eine zweite ist mit deutscher Hilfe in Kambarka errichtet worden. In diesen zwei Fabriken, die beide 2006 ihren Betrieb aufgenommen haben, wird das russische Chemiewaffenarsenal vernichtet. Dazu hat sich Russland mit dem Beitritt zur UN-Chemiewaffenkonvention verpflichtet. Russland ist wie die USA mit der Vernichtung um Jahre in Verzug.

© dpa

Syriens Chemiewaffen: Deutschland hat Erfahrung mit der Vernichtung von chemischen Kampfstoffen

Zwei Unternehmen in Deutschland haben schon Giftgase aus den beiden Weltkriegen beseitigt und bei der Unschädlichmachung von libyschen Chemiewaffen geholfen. Diese Erfahrungen könnten im Falle Syriens noch nützlich werden.

Deutschland hat der Organisation zur Kontrolle und Vernichtung Chemischer Waffen (OVCW) Unterstützung bei der Unschädlichmachung der syrischen Kampfmittel angeboten. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte vor wenigen Tagen, Deutschland sei bereit, „auch bei der Vernichtung der chemischen Waffen aus Syrien einen technischen oder finanziellen Beitrag zu leisten". Dafür gibt es drei Gründe. Zwei davon liegen in der Vergangenheit, einer in der Gegenwart.

Es war Deutschland, das im Ersten Weltkrieg erstmals Chemiewaffen eingesetzt hat. Und es waren deutsche Firmen, die es dem früheren libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi ermöglicht haben, in Rabta Chemiewaffen zu produzieren. Als Konsequenz daraus hat Deutschland Gaddafi nach 2004 dabei unterstützt, das libysche Chemiewaffenarsenal zu vernichten. Allerdings tat Gaddafi das nicht vollständig, wie sich während des Aufstands gegen ihn herausstellte. Kurz nach seiner Ermordung stießen Rebellen auf ein Giftgaslager des alten Regimes. Deutschland hilft der neuen libyschen Regierung deshalb weiterhin, bei der Vernichtung der Chemiewaffen.

Es gibt in Deutschland zwei auf die Vernichtung von Chemiewaffen spezialisierte Firmen. Die eine, die Geka mbH, ist im Besitz des Verteidigungsministeriums und hat im Auftrag der Bundesrepublik im niedersächsischen  Munster  die Altbestände chemischer Kampfstoffe aus den beiden Weltkriegen verbrannt. Die Eisenmann Anlagenbau GmbH in Baden-Württemberg wiederum hat beispielsweise Russland beim Bau einer Fabrik zur Vernichtung chemischer Kampfstoffe in Kambarka unterstützt. Dort verbrennt Russland seine chemischen Kampfstoffe.

Eisenmann-Manager Uwe Neumann sagte der Deutschen Welle, es sei sicherer, die Chemiewaffen in Syrien selbst zu vernichten. Denn die Transporte bergen, insbesondere unter Bürgerkriegsbedingungen, hohe Sicherheitsrisiken. Die syrischen Chemiewaffen sollen an mehreren Orten überall im Land verteilt lagern. Ob sie noch alle unter der Kontrolle der Regierungstruppen sind, ist unklar.

Der Zeitplan zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen bis 2014 ist jedenfalls mehr als anspruchsvoll. Sollte Syrien auch nur ansatzweise so viele chemische Kampfstoffe besitzen, wie amerikanische und israelische Sicherheitsexperten das vermuten, rechnet Neumann mit rund zehn Jahren bis sie vollständig vernichtet sind. Schließlich tun sich auch die USA und Russland schwer mit der Vernichtung ihrer Chemiewaffen. Beide hinken ihrem Zeitplan, den sie mit ihrem Beitritt zur UN-Chemiewaffenkonvention vereinbart hatten, um Jahre hinterher. Zudem ist der Prozess teuer, nach Experteneinschätzung kostet es etwa zehn Mal mehr chemische Kampfstoffe unschädlich zu machen, als sie zu produzieren.

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