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Tarnkappen-Kampfjet: China lässt militärisch die Muskeln spielen

Mit dem Aufstieg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht hat China auch seine Streitkräfte modernisiert. Der Tarnkappen-Kampfjet ist nur ein Beispiel, wie schnell heute Waffensysteme "Made in China" entwickelt werden. US-Verteidigungsminister Gates wurde in Peking überrascht.

China demonstrierte mit dem Prototypen eines eigenen Tarnkappen-Kampfflugzeugs seine rasant fortschreitenden militärischen Fähigkeiten. Die Nachricht von einem erfolgreichen Testflug verbreitete sich am Dienstag in Windeseile und überraschte die Delegation von US-Verteidigungsministers Robert Gates, als dieser gerade in Peking mit Staats- und Parteichef Hu Jintao zusammentraf.

Chinas Präsident tat so, als wenn es keinen zeitlichen Zusammenhang gab, doch wollte niemand an einen Zufall glauben. Der Test galt als demonstratives Signal an die Amerikaner, dass sie in Zukunft im Westpazifik mit der aufstrebenden Militärmacht China rechnen müssen.

Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht lässt nicht nur wirtschaftlich die Muskeln spielen, sondern neuerdings auch militärisch. China baut Flugzeugträger, Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper, neue Angriffs-Unterseeboote mit modernen Waffensystemen, weitreichende Luftabwehrsysteme, Kampfjets und Weltraumwaffen. Auch rüstet es sich für elektronische Kriegsführung und Cyber-Attacken. Es scheut sich auch nicht mehr, sein Leistungsvermögen offen zur Schau zu stellen.

"Über die Jahre lautete Chinas Militärdoktrin "verstecken und abwarten" - verstecke deine Möglichkeiten und warte auf den richtigen Zeitpunkt", sagte US-Vizeadmiral David Dorsett unter Hinweis auf einen Lehrsatz des großen Machtpolitikers und Reformarchitekten Deng Xiaoping. "Sie scheinen jetzt in eine Ära gewechselt zu haben, in der sie bereit sind, ihre Mittel und Fähigkeiten zu zeigen." Aber auch wenn China heute mehr Einblick gewährt, betont der Vizeadmiral: "Der Mangel an Offenheit macht uns weiter Sorge." Wie Minister Gates verhehlen US-Militärs nicht, dass sie die Geschwindigkeit "einer Handvoll" von chinesischen Waffenentwicklungen unterschätzt haben. Besonders besorgt sind sie über die neue "Ostwind 21D" (Dongfeng) oder DF-21D genannte Antischiffsrakete, die zumindest über Land schon ausgiebig getestet und bald auf See einsatzbereit sein könnte. Eine solche Rakete gilt als "Flugzeugträger-Killer" und könnte den Aktionsradius der US-Streitkräfte im Pazifik einschränken.

Triebwerk des Tarnkappenkampfjets ist noch ein Schwachpunkt

Der Tarnkappen-Kampfjet J-20 dürfte hingegen noch Jahre brauchen, bis er einsatzbereit ist. Chinesische Militärexperten räumen ein, dass ein Schwachpunkt das zweistrahlige Triebwerk sei. Um Überschallgeschwindigkeit zu erreichen, seien vorerst russische Düsentriebwerke eingebaut worden. Bisher sind die USA aber davon ausgegangen, dass China frühestens 2020 oder 2025 solche Tarnkappenjets haben dürfte. Jetzt wird mit ihrem Einsatz schon in sechs oder sieben Jahren gerechnet. Experten berichten, die Maschine könne in der Luft betankt werden und sogar bis zur US-Pazifikinsel Guam fliegen.

Langfristig wolle sich China zu einer globalen Militärmacht aufschwingen, glauben US-Militärs und verweisen als Beweis auf die Entwicklung eines Flugzeugträgers. Noch in diesem Jahr werde mit dem Training auf einem alten russischen Modell begonnen. Ein selbst entwickelter Flugzeugträger dürfte im Laufe dieses Jahrzehnts in Betrieb genommen werden. Chinas Marine werde aber noch einige Zeit brauchen und zunächst nur eine Regionalmacht sein. China denke aber in Jahrzehnten. Mit seiner Kriegsflotte wolle des Reich der Mitte vor allem die Seewege für seine Rohstoffströme sowie seine territorialen Ansprüche gegenüber Nachbarn verteidigen.

"Chinas Entwicklung von Waffen und Ausrüstung folgt seinen eigenen Notwendigkeiten, um seine Souveränität, Sicherheit und territoriale Integrität zu schützen", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, nach dem Test des Tarnkappenjets. Was die USA dabei am meisten besorgt, sind die wachsenden militärischen Fähigkeiten Chinas, ihre Einsätze im Pazifik empfindlich zu stören - etwa wenn US-Streitkräfte dem demokratischen Taiwan im Falle eines Angriffs der Volksrepublik zu Hilfe kommen wollten. (dpa)

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