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Viktor Medwedtschuk, ehemaliger Vorsitzender einer prorussischen Oppositionspartei und enger Vertrauter Putins

© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Tausch gegen Putin-Vertrauten?: Russisches Fernsehen führt britische Kriegsgefangene vor

Zwei britische Söldner bitten im russischen TV um einen Gefangenentausch. Der prorussische Oligarch Medwedtschuk bietet sich an.

Das russische Staatsfernsehen hat ein Video zweier angeblich britischer Kriegsgefangener veröffentlicht, die um ihren Austausch gegen den pro-russischen ukrainischen Unternehmer Viktor Medwedtschuk bitten. In dem am Montag ausgestrahlten Video richten sich die beiden ausgezehrt wirkenden Männer an Großbritanniens Premierminister Boris Johnson und bitten ihn darum, ihre Freilassung zu verhandeln.

Nahezu zeitgleich veröffentlichte der ukrainische Inlandsgeheimdienst ein Video des festgenommenen Medwedtschuks. Darin bittet er um seinen Austausch gegen die verbliebenen ukrainischen Verteidiger und Bewohner Mariupols.

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Bei den angeblichen britischen Kriegsgefangenen handelt es sich dem russischen Staatssender WGTRK zufolge um Aiden Aslin und Shaun Pinner, die im Ukraine-Krieg für Kiew gekämpft haben sollen. In dem Video äußern sich die beiden Männer nicht dazu, ob sie von der russischen Armee oder den pro-russischen Separatisten in der Ostukraine festgehalten werden.

Auch der Ort der Aufnahme war zunächst unklar. Russischen Medienberichten zufolge wurden die Männer in der seit Wochen heftig umkämpften südukrainischen Hafenstadt Mariupol festgenommen.

Befragt werden die beiden Männer in dem Video von dem WGTRK-Journalisten Andrej Rudenko. Er zeigt ihnen ein in der vergangenen Woche veröffentlichtes Video von Medwedtschuks Frau Oxana Martschenko, in dem diese den Austausch ihres Mannes gegen die beiden Briten fordert. Die beiden Gefangenen bitten daraufhin ihrerseits auf Englisch um einen solchen Austausch.

Aslins Mutter Ang Wood hatte am Freitag in einem Interview mit der britischen Zeitung "Daily Telegraph" um die Freilassung ihres Sohnes gebeten. Der 28-Jährige sei ein "Mitglied der ukrainischen Streitkräfte und ist als solcher ein Kriegsgefangener, der mit Menschlichkeit behandelt werden muss", erklärte sie.

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Medwedtschuk seit vergangener Woche in ukrainischer Haft

Der pro-russische Unternehmer Medwedtschuk war in der vergangenen Woche in der Ukraine festgenommen worden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, ukrainische Militärgeheimnisse an Moskau weitergegeben zu haben.

Er war im vergangenen Jahr des Hochverrats angeklagt und unter Hausarrest gestellt worden. Kurz nach Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine am 24. Februar war er aber untergetaucht, vergangene Woche wurde er dann gefasst.

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In dem vom ukrainischen Geheimdienst SBU veröffentlichten Video blickt der schwarz gekleidete Medwedtschuk direkt in die Kamera und richtet sich an die Staatschefs Russlands und der Ukraine: "Ich möchte den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bitten, mich gegen die ukrainischen Verteidiger und Bewohner von Mariupol auszutauschen." Für die Menschen in Mariupol gebe es "keine Möglichkeit eines sicheren Auswegs durch humanitäre Korridore".

Medwedtschuk gilt als enger Putin-Vertrauter. Der Kreml-Chef ist nach Angaben des Unternehmers Patenonkel seiner jüngsten Tochter. Mit einem geschätzten Vermögen von 620 Millionen Dollar gilt Medwedtschuk als der zwölftreichste Ukrainer.

Selenskyj hatte Moskau in der vergangenen Woche angeboten, Medwedtschuk gegen ukrainische Kriegsgefangene auszutauschen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte daraufhin erklärt, Medwedtschuk sei "kein russischer Staatsbürger". (AFP)

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