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Terror-Gefängnis: Erstes Video von Guantanamo-Verhör veröffentlicht

Der Anwalt des in Guantanamo inhaftierten Kanadiers Omar Khadr hat die Herausgabe von Videomaterial erreicht, die seinen damals 16-jährigen Klienten während eines Verhörs zeigen. Die Aufnahmen sind bislang die einzigen Verhörbilder aus dem umstrittenen US-Terror-Gefängnis auf Kuba.

Erstmals ist eine Videoaufnahme von dem Verhör eines Insassen des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba veröffentlicht worden. Die offenbar heimlich aufgenommenen Bilder zeigen nach Angaben des kanadischen Senders CBC, wie der damals 16-jährige Khadr im Februar 2003 von kanadischen Agenten verhört wird.

Das Video soll sechs Monate nach Khadrs Festnahme entstanden sein. Nach den Aussagen von Nathan Whitling, einer von Khadrs Anwälten, wurde das Video von US-Regierungsbeamten gedreht. Mit Hilfe eines Gerichtsbeschlusses durften die Anwälte jetzt die Aufnahmen veröffentlichen.

Die Aufnahmen von dem dreitägigen Verhör wurden offenbar heimlich durch die Klappe eines Lüftungsschachtes gemacht. Der junge Kanadier wird von den Agenten zu seinem islamischen Glauben befragt und dazu, was er über das Terrornetzwerk Al Qaida wisse. Während des Verhörs weinte Khadr teilweise heftig und zerrte verzweifelt an seinen Haaren. Außerdem zeigte er den Agenten seine Verletzungen. Einer der Agenten sagt zu Khadr, er werde medizinisch gut behandelt und müsse kooperieren. Ein anderer Agent versucht Khadr zu beruhigen und fordert ihn auf, "etwas zu essen". Außerdem sagt er: "Ich verstehe, dass das stressig ist." Eine Gewaltanwendung gegen den Gefangenen ist in dem zehnminütigen Ausschnitt nicht zu sehen.

Wochenlanger Schlafentzug

Die Veröffentlichung erfolgte wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass die kanadische Regierung seit 2004 über Misshandlungenen Khadrs in Guantanamo informiert war. Regierungsdokumente, die aufgrund eines Gerichtsentscheids veröffentlicht wurden, zeigten, dass Khadr im März 2004 von einem Vertreter des kanadischen Außenministeriums besucht wurde. Dieser sei von den Verantwortlichen des US-Militärs in Guantanamo darüber unterrichtet worden, dass Khadr drei Wochen lang mit Schlafentzug gequält wurde, um ihn für die Verhöre gefügig zu machen, berichteten kanadische Medien unter Berufung auf die Dokumente. Demnach wurde Khadr alle drei Stunden in eine andere Zelle verlegt und "an einem ungestörten Schlaf gehindert".

Omar Khadr war 2002 im Alter von 15 Jahren in Afghanistan unter Terrorverdacht festgenommen und nach Guantanamo gebracht worden, wo er noch immer inhaftiert ist. Ihm wird vorgeworfen, in Afghanistan einen US-Soldaten getötet zu haben. Khadr soll im Oktober vor einem Sondertribunal der US-Armee der Prozess gemacht werden.

Menschenrechtler fordern die Freilassung des jungen Mannes. Sie verweisen auf das geringe Alter Khadrs bei dessen Festnahme. Der kanadische Richter, der die Veröffentlichung der Regierungsdokumente anordnete, nannte die Behandlung Khadrs in Guantanamo einen Verstoß gegen die Menschenrechte. Kanadas Premierminister Stephen Harper sagte beim G-8-Gipfel vergangene Woche jedoch, er werde die USA nicht um eine Auslieferung Khadrs bitten. (kj/AFP)

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