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Bombay

© dpa

Terror in Bombay: Schlacht um Taj-Hotel beendet

Erfolg für die Behörden in Bombay: Die Gefechte am Luxushotel Taj Mahal sind beendet. In einem weiteren Hotel, dem Oberion Trident, dauert der Einsatz auch einen Tag nach Beginn der Terrorangriffe noch an. Mindestens 125 Menschen kamen bei dem Blutbad in der indischen Metropole ums Leben.

Fast 24 Stunden nach Beginn der Terrorangriffe in Bombay haben indische Polizisten und Soldaten die Schlacht im Luxushotel Taj Mahal gewonnen. Einige der Attentäter seien getötet worden, teilten die Behörden am Donnerstagabend mit, drei Männer wurden festgenommen, unter ihnen einen Pakistaner. Wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India am Abend unter Berufung auf amtliche Angaben meldete, handelte es sich bei dem Pakistaner um einen Mann aus der pakistanischen Stadt Multan. Er und seine Mitkämpfer seien Mitglieder der in Pakistan ansässigen Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba, die für die Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft.

Sieben Geiseln wurden auch aus einem Gebäudekomplex befreit, in dem sich auch ein Jüdisches Zentrum befindet. "Wir haben die Situation voll unter Kontrolle", sagte der Generaldirektor der Nationalen Sicherheitsgarde, J.K. Dutt, dem Fernsehsender NDTV.

Der Einsatz in dem Hotel Oberoi Trident dauert dagegen noch an. Während der Erstürmung des Oberoi Trident durch die Sicherheitskräfte brach in dem Hotel ein riesiges Feuer aus. Wie ein AFP-Reporter berichtete, schlugen hohe Flammen aus den Fenstern in den oberen Etagen. Zudem fielen fortwährend Schüsse. Mehrere Hotelgäste, die sich aus Angst vor den Angreifern in ihre Zimmer geflüchtet hatten, hielten per SMS den Kontakt zu Angehörigen und Botschaftsmitarbeitern.

Mehr als 125 Tote und 325 Verletzte

Muslimische Terroristen hatten mit einer verheerenden Serie von Anschlägen in der westindischen Millionenmetropole Bombay weltweit Entsetzen ausgelöst und neue Ängste geschürt. In der Terrornacht starben nach offiziellen Angaben vom Donnerstag bisher 125 Menschen, über 325 wurden verletzt. Unter den Opfern ist auch ein Mann aus München. Der Medienunternehmer Ralph Burkei starb bei dem Überfall auf das "Taj-Mahal"-Hotel. Das bestätigte die Medienfirma C.A.M.P. TV, bei der Burkei als Programmleiter wirkte. Auch das Auswärtige Amt bestätigte, dass ein Deutscher unter den Todesopfern sei, wollte sich aber nicht zu dessen Identität äußern. Weitere Deutsche seien verletzt, sagte eine Sprecherin in Berlin.

Nach einem Bericht der Online-Ausgabe der Münchner "Abendzeitung" kam der 51-jährige Burkei beim Fluchtversuch vor den Angriffen ums Leben. "Der Ralph wollte über die Hotel-Fassade flüchten und ist dann abgestürzt", sagte C.A.M.P TV-Geschäftsführer Ralph Piller dem Blatt. Auf dem Vordach liegend habe er noch einen Freund in München angerufen und ihm gesagt: "Ich habe mir alle Knochen gebrochen. Wenn mir jetzt keiner hilft, dann schaffe ich es nicht mehr." Burkei sei dann auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.

Der indische Premierminister Manmohan Singh warnte die Nachbarländer der Atommacht, man werde es nicht dulden, wenn von ihrem Territorium aus Anschläge auf Indien verübt würden. "Wenn keine angemessenen Maßnahmen von ihnen ergriffen werden, wird das seinen Preis haben", sagte er in einer Ansprache an die Nation.

Auswärtiges Amt schickt Psychologen nach Bombay

Die indische Marine fing ein Schiff ab, das die Terroristen möglicherweise nach Bombay brachte. Die Terroristen waren am Mittwochabend mit Booten in die Stadt gekommen. Sie griffen dort mindestens zehn Ziele mit Schnellfeuergewehren und Handgranaten an, darunter die beiden Luxushotels "Taj Mahal" und "Trident-Oberoi", den wichtigsten Bahnhof der Stadt, ein Café, ein Kino und ein Krankenhaus. Die westindische Finanz- und Filmmetropole Bombay ist ein internationaler Treffpunkt für Geschäftsleute aus aller Welt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach dem indischen Premierminister Singh in einem Telefonat ihr Mitgefühl aus und übersandte ihm ein Kondolenzschreiben. "In dieser schweren Stunde sind unsere Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen", heißt es darin. Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge "aufs Schärfste". Das AA richtete einen Krisenstab ein. Zugleich wurden Psychologen nach Bombay geschickt, um Opfer und Angehörige betreuen zu können.

"Wir betrachten die Terrorangriffe als Krieg"

Nach Polizeiangaben in Bombay starben 81 indische Zivilisten, 14 Polizisten und sechs Ausländer. Medienberichten und offiziellen Angaben zufolge sind unter den Toten auch ein Japaner, ein Australier, ein Brite und ein Italiener. Die Polizei teilte weiter mit, fünf Terroristen seien erschossen worden. Unter den Verletzten seien sieben Ausländer. Indiens Vize-Innenminister Sriprakash Jaiswal sagte: "Wir betrachten die Terrorangriffe als Krieg und behandeln die Situation wie einen Ausnahmezustand zu Kriegszeiten."

Im Trident-Hotel waren den Angaben zufolge zunächst 30 bis 40 Menschen in der Gewalt der Terroristen. Nach Angaben der israelischen Botschaft in Delhi wurden auch rund 20 Stunden nach Beginn der Terrorwelle noch 10 bis 15 Israelis als Geiseln festgehalten. In dem Hotel ist mittlerweile ein Feuer ausgebrochen, welches die Geiseln zusätzlich gefährdet. Der Verbleib von 25 weiteren Israelis sei ungeklärt, hieß es.

Eine bislang unbekannte muslimische Gruppe, Deccan Mudschaheddin, übernahm die Verantwortung für die Angriffe. Zu mehreren Anschlägen unter anderem in der Hauptstadt Neu Delhi hatte sich in den vergangenen Monaten eine Gruppe namens Indische Mudschaheddin bekannt. Unklar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Gruppen gibt.

Der indische Premierminister Manmohan Singh vermutete die Drahtzieher der Angriffe im Ausland. Ein ranghoher Militär-Vertreter des Landes erklärte, dass die Angreifer aus Pakistan stammten. Wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India am Abend unter Berufung auf amtliche Angaben meldete, nahmen Sicherheitskräfte im Taj-Mahal-Hotel drei Männer fest, darunter einen Pakistaner. Sie sollen der in Pakistan ansässigen Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba angehören, die für die Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft. Ein Sprecher bestritt in einem Telefonat mit AFP eine Beteiligung seiner Gruppe.

Obama und Ban Ki Moon verurteilen Anschläge

Pakistan verurteilte die Anschläge und schlug eine Hotline zwischen den Geheimdienstchefs der beiden benachbarten Atommächte vor. Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi warnte bei einem Indien-Besuch zugleich vor Schuldzuweisungen. Bei früheren Anschlägen - etwa bei der Anschlagsserie in Bombay im Jahr 2006 mit fast 200 Toten - hatte Neu Delhi Pakistan eine Beteiligung vorgeworfen. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, nach den Terrorangriffen von Bombay sei ein Pakistaner festgenommen worden. Die Börse in Bombay und die Schulen in der Hauptstadt Maharashtras blieben am Donnerstag geschlossen.

Der künftige US-Präsident Barack Obama sagte, die koordinierten Anschläge auf unschuldige Zivilisten zeigten, wie ernst die Bedrohung durch den Terrorismus sei. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sicherte dem indischen Volk und der Regierung seine Solidarität zu. EU-Chefdiplomat Javier Solana sprach von "ruchlosen Terrorangriffe". Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer nannte den Angriff auf unschuldige Menschen "abscheulich und feige".

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