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Offenbar änderten die Islamisten ihre Pläne, weil Ermittler ihnen auf der Spur waren.

© dpa

Update

Terror in Frankreich und Belgien: Brüsseler Dschihadisten wollten eigentlich Frankreich treffen

Die Attentäter von Brüssel planten eigentlich einen weiteren Anschlag in Paris. Dies teilte die belgische Staatsanwaltschaft am Sonntag mit.

Frankreich ist womöglich nur knapp einer neuen Anschlagsserie entgangen - dafür traf es dann aber Brüssel. Die belgischen Ermittler gaben am Sonntag neue Erkenntnisse bekannt: Ursprünglich hätten die dschihadistischen Täter Frankreich im Visier gehabt, wegen des starken Fahndungsdrucks dort seien sie dann aber kurzfristig nach Brüssel ausgewichen. Die neuen Erkenntnisse offenbaren engste Zusammenhänge zwischen den Paris-Attentaten und der Brüsseler Anschlagsserie.

"Viele Elemente in den Ermittlungen haben gezeigt, dass die Terrorgruppe ursprünglich die Absicht hatte, ein zweites Mal Frankreich zu treffen", erklärte die Generalstaatsanwaltschaft in Brüssel. "Von der Geschwindigkeit der Fortschritte der laufenden Ermittlungen überrascht, trafen sie eilig die Entscheidung, in Brüssel zuzuschlagen."

Frankreichs Premierminister Manuel Valls wertete die neuen Ermittlungsergebnisse als Beleg dafür, "das Europa und insbesondere Frankreich einer sehr hohen Bedrohung ausgesetzt" seien. "Die Gefahr ist da, gegenwärtig, und wir müssen darauf eingestellt bleiben", sagte er in Algier.

Abrini als der "Mann mit Hut" identifiziert

Am Freitag war Mohamed Abrini - einer der überlebenden Köpfe des Netzwerks - festgenommen worden, am Sonntag erließ die belgische Justiz Haftbefehl wegen terroristischer Aktivitäten in Brüssel. Er hatte enge Kontakte zu den Extremisten aus dem Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek, die zu den Tätern der Paris-Anschläge mit 130 Toten am 13. November zählten. Am 22. März verübte die Zelle dann Selbstmordanschläge am Flughafen von Brüssel und in einer U-Bahn im EU-Viertel, bei denen 32 Menschen getötet wurden.

Am 18. März - vier Tage vor den Brüsseler Anschlägen - hatten die belgischen Fahnder Salah Abdeslam gefasst, der Zimmer für die Paris-Attentäter gemietet hatte und in der Anschlagsnacht in der französischen Hauptstadt war. Abrini ist ein Jugendfreund von Abdeslam.

Mit Aufnahmen einer Überwachungskamera vom Brüsseler Flughafen konfrontiert, räumte Abrini den Ermittlern zufolge am Wochenende ein, der "Mann mit Hut" zu sein, der die beiden Flughafen-Attentäter begleitet hatte. Abrini könnte ein Bindeglied zwischen den Paris-Attentaten und der Brüsseler Anschlagsserie sein.

So wurden Abdeslam und Abrini unter anderem in einem Auto gefilmt, das vor der Pariser Terrornacht von der belgischen in die französischen Hauptstadt gefahren war. Und Abrinis Fingerabdrücke wurden in der Wohnung entdeckt, aus der die Brüsseler Attentäter zum Flughafen aufgebrochen waren.

Unklar, inwieweit es schon konkrete Planungen für weitere Anschläge in Frankreich gab

Bis zum Sonntag war der 31-jährige Belgier, der auch die marokkanische Staatsangehörigkeit hat, nur wegen der Paris-Anschläge beschuldigt, am Sonntag erließ der Brüsseler Ermittlungsrichter auch wegen der Brüssel-Attentate offiziell Haftbefehl gegen ihn. Ihm werden "die Beteiligung an Aktivitäten einer Terrorgruppe, terroristische Morde und versuchte terroristische Morde" vorgeworfen, erklärten die Justizbehörden.

Inwieweit die Zelle schon konkrete Planungen für weitere Anschläge in Frankreich hatte, blieb am Sonntag zunächst offen. Die französische Polizei hatte im vergangenen Monat unweit von Paris einen mutmaßlichen Extremisten namens Reda Kriket verhaftet und in einer von ihm genutzten Wohnung Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Dadurch sei ein "extremer Gewaltakt" eines "Terrornetzwerkes" verhindert worden, hatte die französische Staatsanwaltschaft damals erklärt. (AFP)

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