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Dieses neue Fahndungsbild von Salah Abdeslam veröffentlichte die belgische Polizei am Dienstag.

© AFP

Update

Terror in Paris: Attentäter tauchte 2009 in Rap-Video auf

Nach Salah Abdeslam, einem der Hintermänner der Anschläge, wird mit einem neuen Fahndungsfoto gesucht. Auch über den Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud und die identifizierten Attentäter gibt es neue Details.

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Mit einem neuen Foto fahndet die belgische Polizei weiter nach dem Verdächtigen Salah Abdeslam. Der Franzose Abdeslam und der Belgier Abdelhamid Abaaoud werden verdächtigt, maßgeblich an der Organisation der minutiös geplanten Terrorserie am Freitagabend in Paris beteiligt gewesen zu sein. Bei den Anschlägen waren mindestens 129 Menschen getötet und über 350 verletzt worden. Über Abdeslam und Abaaoud sowie über fünf der bei den Angriffen ums Leben gekommenen mutmaßlichen Attentäter werden immer mehr Details bekannt. Wie Mosaiksteine fügen sich nach und nach die Fakten zu einem Gesamtbild.

Salah Abdeslam: Der 26-jährige Salah Abdeslam gilt als einer der Hintermänner der Anschläge. Er soll den Polo gemietet haben, mit dem eine Gruppe der Attentäter zu dem Konzertsaal Bataclan fuhr. Dort erschossen die Attentäter mindestens 89 Menschen. Abdeslam ist französischer Staatsbürger, aber in Brüssel geboren. Er ist auf der Flucht. Ein Medienbericht, er sei am Montagmittag verhaftet worden, wurde wenige Minuten später vom öffentlich-rechtlichen belgischen Rundfunk dementiert. Bereits am Samstag, einen Tag nach den Anschlägen, wurde er im nordfranzösischen Cambrai von der Polizei kontrolliert, durfte seine Fahrt in einem VW allerdings fortsetzen. Außer ihm hätten im Auto noch zwei weitere Personen gesessen, heißt es.

Abdelhamid Abaaoud: Er soll der Drahtzieher hinter den Anschlägen sein - das sagte Premierminister Manuel Valls am Montagmorgen dem französischen Radiosender RTL. Der 27-jährige Abdelhamid Abaaoud habe marokkanische Wurzeln und sei laut RTL einer der "aktivsten Henker des IS in Syrien", unter dem Kampfnamen "Abu Omar". Mit ihm hätten sich die Attentäter von Paris besonders ausgetauscht. Mindestens einer, wenn nicht zwei der Selbstmordattentäter seien laut Medienberichten Freunde von Abaaoud gewesen. Abaaoud sei Belgier, der aus dem berühmt-berüchtigten Brüsseler Stadtteil Molenbeek, einem sozialen Brennpunkt der belgischen Metropole, stammt. Er soll in Syrien für die IS-Organisation gekämpft haben. Er ist in mehreren IS-Propaganda-Videos zu sehen. In einem Video fährt er ein Auto, das vier verstümmelte Leichen hinter sich her zieht. In Belgien sorgten auch Fotos seines 13-jährigen Bruders für Aufsehen, auf denen der Junge mit Waffen posiert. Er soll seinem älteren Bruder im Frühjahr 2013 nach Syrien gefolgt sein.

Nach der Razzia in Verviers im Januar - wenige Tage nach den Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris - hatte Abaaoud in dem englischsprachigen IS-Magazin "Dabiq" versichert, dass es ihm gelungen sei, zurück nach Syrien zu gelangen. Bei dem Einsatz gegen die Verviers-Gruppe waren zwei mutmaßliche Extremisten getötet und 13 festgenommen worden. Abaaoud, der auch unter dem Pseudonym Abu Omar al Baljiki agiert, war im Juli in Belgien in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Brahim Abdeslam: Der Franzose Brahim Abdeslam hatte sich am Freitagabend im Cafe Comptoir am Boulevard Voltaire in Paris in die Luft gesprengt. Ein Mensch wurde dabei schwer verletzt. Er wohnte im Brüsseler Problemviertel Molenbeek. Er ist der Bruder von Salah Abdeslam, nach dem derzeit international mit Fahndungsfotos gesucht wird, und mietete einen belgischen schwarzen Seat, der bei den Anschlägen in Paris verwendet wurde und im Pariser Vorort Montreuil mit drei Kalaschnikows gefunden wurde. Mit dem Wagen waren Attentäter im 10. Arrondissement der französischen Hauptstadt unterwegs, wo sie auf Gäste der Bar Le Carillon und des Restaurants Le Petit Cambodge feuerten.

Ein weiterer Bruder der beiden, Mohamed Abdeslan, war von der belgischen Polizei am Samstag vorübergehend festgenommen worden. Er wurde aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Er werde nicht länger verdächtigt, an den Attentaten beteiligt gewesen zu sein, sagte seine Anwältin der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Ihr Mandant habe ein Alibi für Freitagabend und könne deshalb nachweisbar nicht an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein.

Ahmad al Mohammad: Die Fingerabdrücke eines der Selbstmordattentäter stimmen nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft vom Montag mit denen überein, die bei einem Mann registriert wurden, der im Oktober mit syrischem Pass als Flüchtling nach Griechenland eingereist war. Bei dem mutmaßlichen Syrer handelt es um einen der Selbstmordattentäter vom Stade de France, in dessen Nähe ein syrischer Pass auf den Namen Ahmad al Mohammad gefunden worden war. Der Inhaber des Passes wurde 1990 im syrischen Idlib geboren. Er war im Oktober als Flüchtling in Griechenland registriert worden. Er stellte dann in Serbien einen Asylantrag, in Kroatien verlor sich seine Spur. Die Echtheit des Passes müsse aber noch bestätigt werden, betonte die Pariser Staatsanwaltschaft. Unabhängig davon stimmen die Fingerabdrücke des Mannes mit jenen überein, die bei der Registrierung des Flüchtlings in Griechenland aufgenommen wurden. Laut dem französischen "Figaro" könnte es sich bei dem Pass-Inhaber um einen syrischen Soldaten handeln.

Samy Amimour: Laut der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei einem weiteren Attentäter um einen 28-Jährigen aus Drancy bei Paris namens Samy Amimour. Er war einer der drei Angreifer auf die Konzerthalle Bataclan. Amimour wurde demnach am 15. Oktober 1987 in Paris geboren und ist im Vorort Drancywar aufgewachsen. Im Oktober 2012 wurde er Ziel von Ermittlungen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, weil er in den Jemen ausreisen wollte. Er stand unter richterlicher Überwachung, doch entzog er sich im Herbst 2013 der Überwachung, woraufhin ein internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wurde. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, habe sich der vor den Anschlägen von Paris mit internationalem Haftbefehl gesuchte Amimour nach einer Phase der Radikalisierung in Syrien aufgehalten.

Omar Ismail Mostefai: Der 29-jährige Franzose Omar Ismail Mostefai soll als potenzieller Islamist registriert gewesen sein. Mehrere Familienangehörige Mostefais sind offenbar bereits vernommen worden, darunter sein Vater und sein Bruder. Mostefai soll algerische Wurzeln haben, ist aber in Frankreich geboren worden und stammt aus Courcouronnes, einer Gemeinde südlich von Paris. Er sei wegen kleinerer Delikte acht Mal verurteilt gewesen und habe auch im Gefängnis gesessen, berichtete die Zeitung "Le Monde". Er sei einer der Angreifer in der Konzerthalle Bataclan gewesen. Identifiziert worden sei er anhand eines abgetrennten Fingers, der am Tatort gefunden worden sei. Türkische Sicherheitskräfte wiesen darauf hin, sie hätten Mostefai bereits im vergangenen Jahr als Terrorverdächtigen identifiziert. Die Türkei habe die französischen Behörden im vergangenen Dezember und erneut im Juni über den Verdächtigen Omar Ismail Mostefai informiert, sagte ein hochrangiger Beamter der Regierung in Ankara am Montag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben jedoch keine Rückmeldung von Frankreich in dieser Angelegenheit erhalten.“ Mostefai sei 2013 in die Türkei eingereist. Es gebe keine Daten darüber, wann er das Land wieder verlassen habe. Vermutlich hielt er sich zwischen 2013 und 2014 in Syrien auf.

Als Jugendlicher galt Ismaïl Omar Mostefaï als Unruhestifter. Ein ehemaliger Freund sagte dem französischen Sender BFMTV, Mostefaï sei häufig an Bandenkriegen beteiligt gewesen. 2009 tauchte er im Hintergrund eines Rap-Videos auf.

Bilal Hadfi: Der 20-Jährige sprengte sich vor dem Fußballstadion Stade de France in die Luft. Er ist französischer Staatsbürger und lebte zuletzt in Belgien. Laut belgischen Medien soll er sich ab Sommer 2014 für den Dschihad interessiert haben, und im Frühjahr 2015 nach Syrien gereist sein. 

(mit AFP/dpa/rtr)

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