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Politik: Terror und die Folgen: In geheimer Mission

Selbst in Russland waren Besuche ausländischer Politiker selten so geheimnisumwittert wie der des afghanischen Verteidigungsministers Mohammed Fahim Khan, der am Sonntagabend in Moskau eingetroffen war. Auch die afghanische Botschaft mauerte: Mit wem Fahim Khan bei der ungewöhnlich langen Visite - der Rückflug ist erst für nächsten Sonntag geplant - konferieren werde, wüssten allein Allah und der Minister selbst.

Selbst in Russland waren Besuche ausländischer Politiker selten so geheimnisumwittert wie der des afghanischen Verteidigungsministers Mohammed Fahim Khan, der am Sonntagabend in Moskau eingetroffen war. Auch die afghanische Botschaft mauerte: Mit wem Fahim Khan bei der ungewöhnlich langen Visite - der Rückflug ist erst für nächsten Sonntag geplant - konferieren werde, wüssten allein Allah und der Minister selbst. Offiziell wollen Fahim Khan und Innenminister Junis Kanuni, der am Freitag ebenfalls nach Moskau kommt, den bisherigen Verlauf der Anti-Terror-Operation erörtern - und die russische Unterstützung beim Aufbau von Armee und Polizei besprechen. Denn eine militärische Kooperation lohne, schon aus "wirtschaftlicher Sicht", wie Fahim am Montag sagte.

Der afghanische Regierungschef Karsai hatte schon bei Amtsantritt im Dezember eigene Streit- und Ordnungskräfte zur absoluten Priorität erklärt. Aus gutem Grund: Von Ausländern an die Macht gehievt und bisher ohne nennenswerte Hausmacht, kann Karsai angesichts des allgemeinen Boykotts der Entwaffnung und immer neuer Kämpfe im Land bisher nur mit hilflosen Friedensappellen und Zugeständnissen an kapitulationswillige Taliban reagieren. Und Drohungen, internationale Aufbauhilfen für Rebellen-Regionen zu sperren, sind schon deshalb sinnlos, weil sich die Kombattanten durch Drogenschmuggel, Edelstein-Minen und den illegalen Transithandel über Pakistan finanzieren können.

Von seiner ursprünglichen Forderung nach multi-ethnischen Streitkräften hat Karsai sich inzwischen verabschiedet. In seiner Verzweiflung setzt er nun auf eine schlagkräftige Truppe von Paschtunen der eigenen Stammeskonföderation, der Durrani. Eine eigene Hausmacht soll gegebenenfalls auch die Tadschiken aus der ehemaligen Nordallianz Fahim Khan, Kanuni und Außenminister Abdullah in Schach halten, die im Kabinett Schlüsselressorts besetzen.

Beobachter zweifeln, wie weit deren Mandat zu Verhandlungen über militärische Hilfe Russlands von Karsai gedeckt ist, und warnen bereits vor dem Aufbau von Parallelstrukturen wie zurzeit der Mudschaheddin-Regierung Anfang der Neunziger. In Wahrheit, so meinen daher auch gut informierte Quellen auf beiden Seiten, will Moskau mit Fahim und Genossen über Strategie und Taktik der pro-russischen Partei bei der Loya Dschirga beraten, der Stammesversammlung, die eine halbwegs legitimierte Regierung für eine zweijährige Übergangszeit bis zu den Wahlen einsetzen soll.

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