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Politik: Terrorangst am Tempelberg

Israels Innenminister warnt vor Attentaten durch jüdische Extremisten

Vor dem jüdischen Gedenktag an die Zerstörung der beiden biblischen Tempel in Jerusalem am kommenden Dienstag hat Israels Innenminister, Zachi Hanegbi, vor einem Attentat religiös motivierter Extremisten auf den Tempelberg gewarnt. Dort stehen zwei moslemische Heiligtümer, die Omar-Moschee – der Felsendom – und die Al-Aksa-Moschee.

Geheimdienstkreise berichten, dass Extremisten dort möglicherweise einen Luftangriff mit einer mit Bomben bestückten Drohne oder einen Selbstmordangriff mit einem Kleinflugzeug zur moslemischen Gebetszeit planen. Ein weiteres Szenario sei ein Attentat jüdischer Extremisten auf einen wichtigen muslimischen Religionsführer, heißt es.

Der dem nationalistischen Flügel der regierenden Likud-Partei angehörende Minister Hanegbi sprach im Fernsehen von „der Zerstörung des Friedensprozesses“ als Folge eines solchen Anschlags. Andere gehen in ihrer Einschätzung weiter: Ein Anschlag auf den Tempelberg würde eine extreme Reaktion der gesamten arabischen Welt auslösen. Sie könnte „den ganzen Mittleren Osten in Brand setzen und Israel in einen Religionskrieg gegen Millionen Moslems führen“, befürchtet der Abgeordnete und Ex-Minister Ran Cohen von der linken Jahad-Partei.

Jehuda Etzion, in den 80er Jahren Chefideologe einer jüdischen Terrorgruppe, bezeichnete im Rundfunk „die Sprengung des Felsendoms als angebrachte Tat“. Ehud Yatom, der als Operationschef des Schabak-Geheimdienstes einmal für Etzions Verhaftung zuständig war und heute für die Likud in der Knesset sitzt, wertete dessen Worte als „extrem gefährlich“ und schlug vor, solche „gefährlichen Elemente“ in Administrativhaft zu nehmen, also ohne Gerichtsverhandlung hinter Gitter zu stecken. In der vergangenen Woche hatte Schabak-Chef Avi Dichter mit Nachdruck vor der Gefahr eines Anschlages auf Premier Ariel Scharon gewarnt: Es gäbe Hunderte, die eine solche Tat guthießen. Unter jüdischen Siedlern stieß Dichters Aussage auf heftige Kritik, der Kreis potenzieller Täter umfasse vor allem jugendliche Extremisten in den Siedlungen.

Deren Bewohner planten im Rahmen ihres Protests gegen Scharons Rückzugspläne aus dem Gazastreifen für den Sonntagabend eine Menschenkette, die über 90 Kilometer von einer Siedlung bis an die Klagemauer in Jerusalem reichen sollte. Die Organisatoren rechneten mit bis zu 150 000 Teilnehmern, darunter auch Minister und Abgeordnete der Regierungsparteien. Im Zusammenhang mit Scharons Rückzugsplänen hatte Außenminister Silvan Schalom zudem für den Abend eine Kundgebung des nationalistischen Likud-Flügels gegen eine Koalition mit der Arbeitspartei angekündigt.

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