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Schauplatz des Messerangriffs in Lugano: Das Kaufhaus Manor an der Piazza Dante

© dpa/Pablo Gianinazzi/KEYSTONE/Ti-Press

Update

Terrorermittlungen in der Schweiz: Messerstecherin von Lugano durch „dschihadistischen Hintergrund“ polizeibekannt

Eine Frau überfällt in Lugano Passantinnen und ruft terroristische Parolen. Der Polizei zufolge hatte sie sich radikalisiert – durch eine Liebesgeschichte.

Die Schweizer Messerangreiferin aus Lugano war bei der Bundespolizei kein unbeschriebenes Blatt. Sie sei aus „polizeilichen Ermittlungen im Jahr 2017 mit dschihadistischem Hintergrund“ bekannt, berichtete das Bundesamt für Polizei (FedPol) nach der Messerattacke in einem Einkaufszentrum in Lugano im italienischsprachigen Kanton Tessin. Am Mittwoch legte sie nach: Die Frau habe sich über soziale Medien in einen „dschihadistischen Kämpfer“ verliebt und wollte diesen in Syrien treffen.

An der türkisch-syrischen Grenze sei sie seinerzeit aber aufgehalten und von der Türkei zurück in die Schweiz geschickt worden. Sie sei anschließend wegen psychischer Probleme behandelt worden und seit 2017 nicht mehr auffällig gewesen. Der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi sagte, die Frau sei radikalisiert worden: „Die Situation ist von größtem Ernst.“

Dass es sich bei der 28-Jährigen um eine Terror-Sympathisantin handelt, hatten schon Augenzeugen der Messerattacke berichtet. „Sono dell'Isis“ - ich bin vom IS - soll die Frau bei dem Überfall auf zwei Passantinnen am Dienstagnachmittag gerufen haben.

Sie würgte eine der beiden Frauen, und die andere verletzte sie mit einem Messer, das sie sich offenbar kurz zuvor in der Haushaltswarenabteilung besorgt hatte. „Ich hörte Schreie und drehte mich um. Da sah ich eine Frau am Boden - inmitten einer Blutlache“, sagte eine Frau, die den Angriff gesehen hatte, laut „La Regione“. Zwei anderen Passanten packten die Angreiferin beherzt an den Haaren und hielten sie fest, bis die Polizei kam und sie festnahm.

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Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle ordnete den Angriff in eine Reihe mit Terroranschlägen im Ausland. „Dieser Angriff überrascht mich nicht“, sagte sie. Solche Attacken passierten überall auf der Welt. Auch in der Schweiz: Im September war in Morges am Genfersee ein 29-Jähriger niedergestochen worden, der in einen Kebabladen gehen wollte. Er starb an den Verletzungen. Auch hier ermittelt die Polizei wegen Terrorverdachts. Der Angreifer wurde festgenommen und gestand die Tat. Auch dieser Täter war nach Angaben der Polizei seit 2017 auf dem Radar der Sicherheitskräfte.

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) hielt Ende Oktober in seinem Jahresbericht zur Sicherheit der Schweiz fest: „Weitere Anschläge in Europa sind wahrscheinlich - in erster Linie solche, die vom 'Islamischen Staat' inspiriert werden. Die Schweiz gehört zwar zu den in den Augen der Dschihadisten legitimen Anschlagszielen, steht dabei aber nicht im Vordergrund.“

Die Polizei in der Schweiz ist seit der Terrorattacke mit vier Todesopfern in Wien Anfang November in Alarmbereitschaft. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilte den jüngsten Messerangriff auf Twitter. Er sprach der Schweiz seine Solidarität aus. Man werde dem islamistischen Terrorismus in Europa gemeinsam die Stirn bieten und die eigenen Werte verteidigen, so Kurz. (dpa)

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