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Terrorismus: Auch die Taliban drohen Deutschland

"Von den Fehlern anderer lernen" sollten die Europäer, heißt es in einer Audiobotschaft, die Osama bin Laden zugeschrieben wird. Zudem gibt es ein neues Video der afghanischen Taliban. Ein Sprecher des Innenministeriums nannte es "das konkreteste Drohvideo, das sich je gegen Deutschland richtete".

Kurz vor der Bundestagswahl ist im Internet eine dem islamischen Extremistenführer Osama bin Laden zugeschriebene Audiobotschaft mit deutschen Untertiteln aufgetaucht. Wie das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE am Freitag mitteilte, fordert eine Stimme zu einem Standbild des Chefs des Terrornetzwerks Al Qaida den Abzug der europäischen Truppen aus Afghanistan.

In der an die "europäischen Völker" gerichteten knapp fünfminütigen Botschaft fordert bin Laden die europäischen Staaten auf, ihre Allianz mit den USA aufzukündigen und ihre Truppen aus Afghanistan abziehen. Zahlreiche Menschen würden in Afghanistan getötet. Dies sei ein "gewaltiges Unrecht". "Und gewiss gehört es zur Gerechtigkeit, dass ihr mit eurem Unrecht aufhört und eure Soldaten abzieht."

Das Video werde derzeit gesichtet und ausgewertet, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Paris. "Wir nehmen das sehr ernst." Es füge sich in die "massive Propaganda von Al Qaida" ein. Dennoch werde man das Video ruhig und gewissenhaft auswerten.

Das Bundesinnenministerium bestätigte zudem, dass es ein neues Video der radikalislamischen afghanischen Taliban gebe. Es werde versucht, «Kampfgenossen zu rekrutieren und zu radikalisieren», sagte der Sprecher des Innenministeriums am Freitagabend. Auch dieses Video - insgesamt das siebte seit dem 11. September dieses Jahres - werde sehr ernst genommen. Ein deutscher Sicherheitsbeamter sagte «Spiegel online», man halte das Taliban-Video nach erster Analyse für «das konkreteste Drohvideo, das sich je gegen Deutschland richtete».

Zuvor war eine weitere islamistische Videobotschaft mit Deutschlandbezug im Internet aufgetaucht. Das dritte Video des aus Bonn stammenden Islamisten Bekkay Harrach enthalte aber "keine neuen direkten Drohungen gegen Deutschland", teilte das Bundesinnenministerium mit.

In der neuen Botschaft verweist Harrach unter anderem auf Videos von Selbstmordattentätern, "die in ihrer Autobombe sitzen und ins Paradies losfahren wollen". An anderer Stelle nennt Harrach den Dschihad "ein Projekt, welches realisiert werden muss". "Ob ich selbst erfolgreich sein werde, ist keine Bedingung, um am Dschihad teilzunehmen. Ich kann mein Ziel erreichen, ich kann aber auch in Guantanamo landen. Für die Sache Allahs muss ich bereit sein, alles in Kauf zu nehmen." Aus der Botschaft war laut Paris keine konkrete Gefährdung für Deutschland herauszulesen.

Am Freitag vergangener Woche hatte Harrach den Deutschen in einem ersten Video mit einem "bösen Erwachen" gedroht, sollten sich die Wähler bei der Bundestagswahl nicht für einen Politikwechsel entscheiden. Deutschland würde nur dann von Anschlägen verschont, wenn es seine Truppen aus Afghanistan abziehe. Harrach rief die Muslime in Deutschland auf, sich in den zwei Wochen nach der Wahl "von allem, was nicht lebensnotwendig ist", fernzuhalten.

In Stuttgart wurde am Donnerstag ein Mann verhaftet, der das zweite Harrach-Video ins Internet gestellt haben soll. Der 25-jährige Türke ist laut Polizei als Unterstützer von radikalen Islamisten seit längerem bekannt. Für die Herstellung des rund 4000 Mal angeklickten Videos komme der Arbeitslose allerdings nicht als Urheber in Frage. (jg/dpa/AFP)

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