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Politik: Terrorziel: Straßburger Weihnachtsmarkt Im Prozess gegen vier Algerier

hohe Haftstrafen gefordert

Von Frank Jansen

Von Frank Jansen,

Frankfurt (Main)

Der Oberstaatsanwalt beschrieb in seinem Plädoyer eine Schreckensvision. „Ein Blutbad, abgerissene Gliedmaßen, schreiende Menschen waren Teil ihres Kalküls“, hielt Volker Brinkmann den vier angeklagten Islamisten vor. „Die damit einhergehende Dimension der Menschenverachtung und Gefühllosigkeit ist abgrundtief.“ Doch die Algerier Lamine Maroni, Aeurobui Beandali, Salim Boukhari und Fouhad Sabour, angeklagt vor dem Oberlandesgericht Frankfurt (Main), wirkten nicht beeindruckt. Brinkmann forderte im Namen der Bundesanwaltschaft hohe Haftstrafen. Wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg im Dezember 2000 beantragte er je zehn Jahre für Maroni und Beandali, elfeinhalb Jahre für Sabour und zwölfeinhalb Jahre für den mutmaßlichen Kopf der Gruppe, Salim Boukhari. Damit steht der im April 2002 begonnene erste deutsche Prozess gegen eine Zelle des weltweiten Netzes islamistischer Terroristen kurz vor dem Ende.

Die vier Männer waren an Weihnachten 2000 bei einem Blitzeinsatz der Polizei in Frankfurt festgenommen worden. Mit dem geplanten Attentat hätten die Angeklagten Frankreich für seine Unterstützung des algerischen Regimes bestrafen wollen, sagte Brinkmann. Er wies die Version der Angeklagten zurück, sie hätten in Straßburg „nur“ die große Synagoge in die Luft jagen wollen. Ohne Todesopfer, nach dem Ende des Samstagsgebetes. Die Staatsanwälte verwiesen in ihrem Plädoyer auf Gutachten des Bundeskriminalamts. Danach taugen die bei den Algeriern gefundenen, bundesweit in Apotheken zusammengekauften Chemikalien kaum für einen Anschlag auf einen massiven Betonbau wie die 1955 errichtete Synagoge.

Die Polizei hatte 29 Kilogramm Kaliumpermanganat entdeckt, dazu Aluminiumpulver, Batteriesäure, Aceton, Kabel, Drähte, Batterien, Wecker und weiteres Material. Der zusammengemixte Sprengstoff sollte laut Staatsanwaltschaft in einen Kochtopf gesteckt, dieser auf dem Weihnachtsmarkt abgestellt und „funkferngesteuert zur Explosion gebracht werden". Die Ankläger hielten den Islamisten auch das Video vor, das Boukhari bei einer Erkundungsfahrt mit Sabour auf dem Weihnachtsmarkt am Münster gedreht hatte. „Da sind die Feinde Gottes, sie werden in der Hölle schmoren“, hatte Boukhari ins Mikrofon gesprochen, und: „das ist das Herz Straßburgs, das ist die Kirche der Feinde Gottes". Den Anklagepunkt der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ließ die Bundesanwaltschaft fallen, Al Qaida war im Prozess zuletzt kein Thema mehr. Kommende Woche sollen die Verteidiger plädieren, das Urteil wird für den 10. März erwartet.

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