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Thailand: Armee schützt Finanzzentrum in Bangkok

In der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben bewaffnete Soldaten mit der Absperrung des Finanzbezirks begonnen. Ein Armeesprecher sagte, dass die Sicherheitskräfte zum Einsatz von Schusswaffen gegen Demonstranten bereit seien.

Zugleich bemühte sich die führende Oppositionspartei Puea Thai um eine Audienz bei König Bhumibol Adulyadej, der sich noch nicht zu den Protesten geäußert hat. Zudem kündigten die regierungsfreundlichen „Gelbhemden“ an, Gegendemonstrationen zu veranstalten, wenn es der Regierung nicht bis Ende der Woche gelinge, die seit fünf Wochen anhaltenden Protestcamps der oppositionellen „Rothemden“ zu räumen.

Die Sicherheitskräfte errichteten Barrieren aus Stacheldraht, um das Finanzviertel vor den Protesten der Rothemden zu schützen. Soldaten patrouillierten mit Sturmgewehren und Schrotflinten. Tausende Anhänger der Opposition kontrollieren seit fünf Wochen das benachbarte Touristen- und Einkaufsviertel und drohen, ihre Proteste nun auf den Finanzbezirk auszuweiten. Für den Dienstag kündigten sie eine Großkundgebung gegen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva an.

Die Sicherheitskräfte hätten das Recht, sich selbst zu schützen, sagte Armeesprecher Sunsern Kaewkumnerd. „Sie werden mit scharfer Munition ausgestattet, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu verteidigen.“ Bereits bei den Zusammenstößen vor zehn Tagen hatte die Armee Schusswaffen eingesetzt. Bei Straßenschlachten zwischen Rothemden und Armee starben nach Angaben von Rettungskräften mindestens 25 Menschen, mehrere hundert weitere wurden verletzt. Ein Armeesprecher hatte am Mittwoch bestätigt, dass die Truppen nicht nur Gummigeschosse, sondern auch scharfe Munition eingesetzt hatten.

Unterdessen teilte der Vorsitzende der Partei Puea Thai mit, dass er um eine Audienz bei König Bhumibol Adulyadej ersucht habe. Es habe eine Anfrage an das Büro des Privatsekretärs des Königs gegeben, teilte Chavalit Yongchaiyudh, dessen Partei mit dem gestürzten Regierungschef Thaksin Shinawatra verbündet ist, mit. Bhumibol ist eine wichtige Integrationsfigur in Thailand.

Der thailändische Finanzminister Korn Chatikavanij warnte, der Tourismus werde in diesem Jahr „dezimiert“, was Thailand zwei Prozent seines Wachstums kosten könne. Die Handelskammer befürchtet hohe volkswirtschaftliche Kosten, wenn die Demonstranten tatsächlich das Finanzzentrum stürmen sollten, und die Proteste tatsächlich bis Mitte Mai dauern sollten, wie die Rothemden das angekündigt haben. „Wir rechnen mit Verlusten von mehr als zwei Milliarden US-Dollar“, sagt Thanawat Polvichai von der Handelskammer. Die Proteste könnten damit ähnlich kostspielig für die thailändische Wirtschaft werden wie die Blockade der Flughäfen in Bangkok durch die „Gelbhemden“ im Jahr 2008. Die damaligen Proteste führten zu Milliardenausfällen, von denen sich Thailand erst in den vergangenen Monaten zu erholen begann. Mit rund 6,5 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist der Tourismus der größte Devisenbringer der thailändischen Volkswirtschaft. (mit AFP)

Daniel Kestenholz

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