zum Hauptinhalt

Politik: Theoretisch kann neben Angela Merkel noch ein anderer für das Amt des Parteichefs kandidieren - aber daran glaubt niemand

Angela Merkel starrt geradeaus, als ginge sie das alles gar nichts an. Wenn die Fähigkeit, sich in kritischen Situationen nichts anmerken zu lassen, zu den herausragenden Qualifikationen eines Parteivorsitzenden gehört, dann wird die CDU-Generalsekretärin eine besonders herausragende Parteivorsitzende.

Von Robert Birnbaum

Angela Merkel starrt geradeaus, als ginge sie das alles gar nichts an. Wenn die Fähigkeit, sich in kritischen Situationen nichts anmerken zu lassen, zu den herausragenden Qualifikationen eines Parteivorsitzenden gehört, dann wird die CDU-Generalsekretärin eine besonders herausragende Parteivorsitzende. Denn sie kann das noch bis zum 20. März üben. Dann erst wird die wichtigste Personalie der CDU amtlich verkündet. Aber vorher finden noch zwei Regionalkonferenzen statt. Und Merkel will die Schleswig-Holsteiner und die Baden-Württemberger nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

Der Rest der CDU-Spitze lässt dagegen zunehmend die Hemmungen fahren. "Die Zahl derer, die sich drängen Vorsitzende zu werden, hält sich in ausgesprochen überschaubaren Grenzen", formuliert ExGeneral Peter Hintze nach der Vorstandssitzung noch diplomatisch-verquer. Da hat Roland Koch schon längst Klartext geredet: "Angela Merkel wird eine starke Parteivorsitzende", verkündet Hessens Regierungschef. Der Mann hat leicht reden, wird er doch affärenhalber in der CDU-Spitze vorerst keine Hauptrolle spielen.

Aber selbst Noch-Parteichef Schäuble wahrt nur mühsam die Form. Nein, es sei nicht auszuschließen, dass sich noch beim Essener Parteitag jemand als Kandidat melde - "zum Beispiel ein Herr Meier oder Schulze". Schäuble verbreitet sich auf entsprechende Fragen auch weitschweifig über die Eventualität einer Mitgliederbefragung. Aber der scheidende Vorsitzende, der vor der CDU-Spitze am nächsten Montag die acht Regionalkonferenzen bilanzieren wird, an denen er teilgenommen hat, weist süffisant lächelnd darauf hin, dass eine solche Befragung nur bei mehr als einem Kandidaten Sinn mache.

Bei einer anderen Personalfrage ist Schäuble nur wenig zurückhaltender: Der nach seiner eigenen Zukunft: "Ich habe mich nie durch mangelnden Ehrgeiz ausgezeichnet", sagt er, und: "Wo mich die Partei braucht, werde ich weiter einen wichtigen Beitrag leisten." Zum Ehrenvorsitzenden wählen kann ihn die CDU nicht gut. "Der Titel ist seit Helmut Kohl verbrannt", sagt ein CDU-Spitzenmann. Es sind aber schon Bestrebungen im Gange, Schäuble gleichwohl einen Sitz in der Parteispitze zu sichern. Das dürfte eine Satzungsänderung erfordern: Der Kreis derer, die außer den Gewählten Zugang zum Präsidium haben, ist in den Parteistatuten klar begrenzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false