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Politik: "Therapeutisches Klonen": Ärzte: Stammzellen kein Allheilmittel

Ärztevertreter, die evangelische Kirche und Politiker haben am Wochenende ihr Nein zum "therapeutische Klonen" bekräftigt. Diese Fehlentwicklung habe ihre Ursachen in den Interessen einer "sehr wirtschaftsorientierten Politik", sagte der Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery, in einem Interview der "Welt am Sonntag".

Ärztevertreter, die evangelische Kirche und Politiker haben am Wochenende ihr Nein zum "therapeutische Klonen" bekräftigt. Diese Fehlentwicklung habe ihre Ursachen in den Interessen einer "sehr wirtschaftsorientierten Politik", sagte der Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery, in einem Interview der "Welt am Sonntag". Therapeutisches Klonen sei abzulehnen, weil "Embryonen, also Menschen, gebraucht, getötet und weggeworfen werden". Es sei überdies noch nicht erkennbar, ob embryonale Stammzellen bei der Bekämpfung von Krankheiten helfen könnten.

Die Vorstandssprecherin der Grünen, Renate Künast, forderte eine breite Diskussion über die Chancen und Risiken der Biotechnologie. Es gebe ethische Grenzen. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering sagte, das Klonen von Menschen müsse auf immer unterlassen werden und verboten sein.

Montgomery äußerte zudem die Befürchtung, dass die ethisch unproblematische Forschung mit Stammzellen Erwachsener auf der Strecke bleiben könnte, falls das therapeutische Klonen in Deutschland erlaubt werde. Diese Forschung sollte nach seiner Ansicht gefördert werden. Es stimme nicht, dass die aus Embryonen gewonnenen Stammzellen ein "Allheilmittel" wären, warnte der Ärztevertreter: "Sie bergen große immunologische Risiken, weil sie immer auch Fremdmaterial von den ursprünglichen Eltern enthalten."

Mit der Anwendung von Ergebnissen am Patienten sei nicht vor 20 bis 30 Jahren zu rechnen. Deswegen führe die Forschung an embryonalen Stammzellen in eine Sackgasse, so Montgomery. Er wies auch auf die Gefahr des Missbrauchs beim therapeutischen Klonen hin. Dass es diese Technik zum Klonen von Menschen missbraucht werde, sei nur eine Frage der Zeit.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, kritisierte unterdessen den zukünftigen Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin wegen dessen Haltung zum therapeutischen Klonen. Es hänge nicht vom Menschen selbst ab, ob er seine Würde in Anspruch nehmen könne, sagte Kock in einem Interview mit dem an diesem Montag startenden Online-Dienst der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ.NET). Die Würde des Menschseins stehe auch Embryonen zu.

Nida-Rümelin (SPD) hatte im Tagesspiegel erklärt, das Klonen von Embryos im frühesten Stadium verstoße nicht gegen die Menschenwürde. Diese hänge davon ab, dass einem menschlichen Wesen die Selbstachtung genommen werden könne, was bei einem Embryo nicht der Fall sei. Dagegen erklärte der EKD-Ratsvorsitzende, Menschsein sei nicht abhängig von "irgendeinem Zustand, einer Fähigkeit oder einer Eigenschaft". Der Auffassung des designierten Kulturstaatsministers fielen auch Geisteskranke oder klinisch Tote zum Opfer. Auch CDU-Präsidiumsmitglied Wolfgang Schäuble hatte am Sonntag im Tagesspiegel Nida-Rümelins Äußerungen als "haarsträubend" bezeichnet. Die Menschenwürde sei unveräußerlich, unantastbar und unverfügbar.

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