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Althaus

© dpa

Thüringen: Althaus-Interview schürt Unmut bei Freunden und Gegnern

In einem ersten Zeitungsinterview nach seinem schweren Skiunfall hat sich Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus zu Wort gemeldet - und verärgert damit politische Freunde und Gegner gleichermaßen.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) hat mit dem ersten Zeitungsinterview nach seinem schweren Skiunfall in Österreich bei der Opposition scharfe Kritik ausgelöst. "Ich halte  nichts davon", sagte CDU-Landesgeschäftsführer und Wahlkampfchef Andreas Minschke am Montag in Erfurt. Herausforderer Bodo Ramelow von der Linken befürchtet jetzt eine tägliche Seifenoper um die  Gesundheit von Althaus, mit der die CDU von ihren politischen Problemen ablenken wolle. Die Äußerungen von Althaus seien eine "inakzeptable Inszenierung", sagte  Ramelow der "Thüringer Allgemeinen". Auch SPD-Chef Christoph Matschie warf Althaus vor, sich fragwürdig in Szene zu setzen.

Ein ausführliches Interview der "Bild"-Zeitung mit Althaus wird seit Montag in Folgen gedruckt. Darin erzählt der Regierungschef, dass er sich nicht mehr an den Zusammenprall mit der 41 Jahre alten Beata Christandl erinnern kann, die an ihren schweren Verletzungen starb. "Es war ein furchtbarer Schock. Es lässt mich auch jetzt noch nicht los, dass ein so schreckliches Unglück passieren konnte."

Durch sein Schädel-Hirn-Trauma sei er vor allem in seinem Sprachfluss stark beeinträchtigt gewesen, erzählt Althaus. Inzwischen müsse er nur noch wenige Medikamente nehmen und sei weitgehend wiederhergestellt. Sein Glaube habe ihm geholfen, den tragischen Unfall zu verarbeiten, sagte der bekennende Katholik weiter.

Vorerst keine weiteren Medienauftritte geplant

Minschke sieht Althaus vorerst nicht in weiteren Medienauftritten etwa in Talkshows. "Das kann er machen, wenn er fit und wiederhergestellt ist und die Amtsgeschäfte führt." Zugleich verteidigte der  Wahlkampfleiter die Entscheidung, bei der Delegiertenversammlung am vergangenen Samstag auf eine Videobotschaft von Althaus zu verzichten. "Althaus ist noch krank, da besteht nicht der Zwang zum Fotoshooting." Die CDU habe keine Inszenierung gewollt, die einer Heldenverehrung gleichkomme. Die Delegierten hatten Althaus zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Ende August gewählt.

Ramelow kritisierte, Althaus lasse es an der nötigen Zurückhaltung fehlen. "Er erwartet vom politischen Gegner Fairness, lässt aber selbst jeden Genesungsfortschritt von seinen Hofberichterstattern wie einen Staatsakt feiern." SPD-Chef Matschie erwartet eine klare Entscheidung von Althaus. "Auf der einen Seite fordert er seine Ruhe, auf der anderen hat er die Kraft für ein umfangreiches Interview. Beides zusammen geht nicht."

Althaus war am Neujahrstag auf einer Skipiste in Österreich mit einer 41-jährigen Frau zusammengeprallt, die dabei starb. Wegen des Skiunfalls wurde er von einem österreichischen Gericht nur einen Tag nach der Anklage wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33.300 Euro verurteilt; zudem muss er Schmerzensgeld an die Hinterbliebenen zahlen. Althaus, der sich noch in der Rehabilitation befindet, war am Samstag auf einer Delegiertenversammlung zum Spitzenkandidaten der Thüringer CDU für die Landtagwahl am 30. August gewählt worden. (jam/dpa/AFP)

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