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Thüringen: Erneut "Gammelfleisch" entdeckt

Die strengeren Lebensmittelkontrollen der Länder fördern fast täglich neue Funde von so genanntem Gammelfleisch zu Tage. Nun wurden nahe Gotha mindestens drei Tonnen verdorbenes Fleisch gefunden.

Berlin - Im Zuge des verstärkten Einsatzes von Lebensmittelkontrolleuren sind erneut große Mengen Gammelfleisch sichergestellt worden. In Thüringen wurden in einem Kühlhaus im Landkreis Gotha mindestens drei Tonnen verdorbenes Fleisch entdeckt, wie das Gesundheitsministerium in Erfurt mitteilte. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte unterdessen mehr Lebensmittelkontrolleure der Länder. Der Deutsche Bauernverband und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßten das Vorhaben eines "Preisdumping-Verbots" bei Lebensmitteln.

In Thüringen wurden den Angaben zufolge bis zu drei Jahre überlagerte Geflügelprodukte sichergestellt. Ebenso wurde nicht gekennzeichnetes Fleisch gefunden, das teilweise grün verfärbt war, Gefrierbrand aufwies und faulig stank. Beschlagnahmt wurden auch Bratwürste und Hackfleisch ohne Kennzeichnung und Einfrierdatum.

Name der Firma bleibt unter Verschluss

Weder die Erfurter Staatsanwaltschaft noch das Thüringer Gesundheitsministerium wollten den Namen der betroffenen Firma, gegen die nun ermittelt wird, veröffentlichen. "Ob Schlamperei oder kriminelle Energie hinter den Vorgängen steckt, muss jetzt die Justiz klären", sagte ein Ministeriumssprecher. Das beschlagnahmte Gammelfleisch sollte nach Angaben des Kühlhaus-Betreibers nicht in den Verkauf gelangen. Die Abfälle seien zur Beseitigung vorbereitet worden, sagte der Geschäftsführer der Edeka-Hessenring-Gruppe, Hans-Richard Schneeweiß.

Künast sagte, es sei davon auszugehen, "dass jetzt alle Gammelfleisch kontrollieren und dafür andere Fragen, zum Beispiel die nach dem Gen-Reis, liegen bleiben". Zudem benötigten die Länder auch "eine Kontrolle der Kontrolle", mit der die Arbeit der Lebensmittelkontrolleure überprüft werde. Sie erneuerte ihre Forderung nach einem Verbraucherinformationsgesetz, "damit das Individuum, aber auch Vereine und Verbände Wissen haben und sich wehren können."

Künast: "Wo ist der Minister?"

Künast kritisierte zudem das Verhalten von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) im Gammelfleisch-Skandal. "Ich sehe keine Konsequenzen. Ich frage mich, wo ist der Minister? Macht der Mann Urlaub? Die ersten sechs Tage des Gammelfleisch-Skandals war er überhaupt nicht existent", rügte sie.

Der Deutsche Bauernverband unterstützte unterdessen die Einigung zwischen Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) auf ein künftiges Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln unter den Erzeugerpreisen. Dies sei "ein wichtiger Schritt weg vom Preisdumping und hin zum Qualitätswettbewerb bei Lebensmitteln", sagte Verbandspräsident Gerd Sonnleitner in Berlin.

Der BUND betonte, ein Preisdumping-Verbot werde "vor allem der marktbeherrschenden Stellung der großen Handelsketten Paroli bieten". Es sei auch "ein Schritt zu einer tier- und umweltgerechteren Landwirtschaft". (tso/ddp)

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