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Dalai Lama

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Tibet: Dalai Lama setzt politisches Engagement fort

Der Dalai Lama weist Spekulationen zurück, er wolle sich aus dem politischen Leben zurückziehen. Das Treffen der Exil-Tibeter in Dharamsala sprach sich am Wochenende für eine Fortsetzung seiner moderaten Strategie, des "Wegs der Mitte", aus.

Der Dalai Lama hat Spekulationen über seinen möglichen Rückzug aus dem politischen Leben zurückgewiesen. "Es ist meine moralische Pflicht, mich bis zu meinem Tod für die tibetische Sache einzusetzen", erklärte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Sonntag im nordindischen Dharamsala. Gleichzeitig zeigte er sich besorgt, dass der Kampf des tibetischen Volkes für mehr Selbstbestimmung scheitern könnte. "Mein Vertrauen in die chinesische Regierung schwindet", sagte der Dalai Lama. Daher müssten die Tibeter in Zukunft die "richtigen Entscheidungen" treffen.

Am Vortag war in Dharamsala, dem Zentrum der tibetischen Diaspora, ein einwöchiges Treffen von mehr als 600 Exil-Tibetern zu Ende gegangen. Dabei hatten die Teilnehmer über den weiteren Umgang mit der chinesischen Regierung beraten und sich darauf verständigt, eine entschlossenere Haltung gegenüber Peking einzunehmen. Nach Angaben der tibetischen Exilregierung solle aber zunächst am "Weg der Mitte" mit dem Ziel einer größeren Autonomie Tibets festgehalten werden.

"Wir werden den Weg der Mitte weiterverfolgen. Doch wenn es innerhalb kurzer Zeit keinen Fortschritt gibt, werden wir andere Optionen erwägen, auch die Unabhängigkeit", erklärte Karma Choephel, Präsident des tibetischen Exil-Parlaments. Bei dem Treffen wurde die Frage nach einem Politikwechsel kontrovers diskutiert. Vor allem junge Exil-Tibeter sprachen sich dafür aus, die Unabhängigkeit Tibets von China zu fordern. Andere befürchteten, dass eine Radikalisierung zum Verlust der internationalen Unterstützung führen könnte.

Festgefahrene Verhandlungen mit China

Der Dalai Lama hatte das Treffen in Dharamsala angesichts der festgefahrenen Verhandlungen mit China einberufen, selbst aber nicht daran teilgenommen. Auch innerhalb der tibetischen Exilregierung nimmt der 73-Jährige offiziell keine politische Funktion ein. Seine Landsleute sehen in ihrem spirituellen Führer jedoch traditionell auch das Oberhaupt des tibetischen Volkes.

Vor dem Treffen hatte er eingeräumt, dass seine Politik bislang nicht zum Ziel geführt habe. Der Dalai Lama fordert eine "echte Autonomie" Tibets innerhalb Chinas. Peking wirft ihm vor, verdeckt nach Unabhängigkeit zu streben.

Im März war es zu heftigen Unruhen in Tibet gekommen, gegen die Peking massiv vorgegangen war. Anschließend hatte sich die chinesische Führung zur Wiederaufnahme der Gespräche mit Gesandten des Dalai Lama bereiterklärt, die ergebnislos blieben. Mehr als 100.000 Tibeter leben im Exil, zumeist in Indien und Nepal. Der Dalai Lama war 1959 nach Dharamsala geflohen. (goe/dpa)

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