zum Hauptinhalt

Tibet-Konflikt: Menschenrechtler: China greift hart durch

Erneut kommt es zu Protesten. Die chinesische Polizei schießt laut dem Exiltibetischen Menschenrechtszentrum auf die Demonstranten. Unklarheit herrscht auch über die Situation der Mönche in den vom chinesischen Militär abgeriegelten Klöstern.

China greift hart gegen die andauernden Proteste von Tibetern und den Widerstand der Mönche durch. Chinesische Sicherheitskräfte eröffneten nach exiltibetischen Angaben in Luhuo in der Provinz Sichuan das Feuer auf demonstrierende Mönche und andere Tibeter. Rund 400 Mönche hätten dort gegen den Tod eines 18-jährigen Tibeters protestiert, der am Vortag durch Schüsse der paramilitärischen Polizei ums Leben gekommen ist, berichtete das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) aus Indien. Die Demonstranten forderten demnach auch eine Rückkehr des Dalai Lamas sowie Unabhängigkeit für Tibet.

Rund 660 Teilnehmer an den zweiwöchigen Protesten in Lhasa und anderen tibetisch bewohnten Orten haben sich nach chinesischen Angaben inzwischen der Polizei gestellt. Allein in Lhasa seien es 280 gewesen, während aus Sichuan bereits vorher 381 gemeldet worden waren. In der "Säuberungswelle" sind nach exiltibetischen Angaben mehr als 1200 Tibeter festgenommen worden. Rund 100 seien verschwunden. Das Menschenrechtszentrum TCHRD äußerte die Befürchtung, dass den Inhaftierten "Folter und äußerst unmenschliche Behandlung" drohen, um Geständnisse zu erzwingen.

Chinesische Truppen belagern tibetische Klöster

Die Lage in den Klöstern, die von Sicherheitskräften abgeriegelt worden sind, war unklar. Nach Darstellung von Exiltibetern mangelt es vielfach an Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Ein Mönch sei im Kloster Rampoche bei Lhasa gestorben. Das TCHRD schrieb, er sei "verhungert". Die Behörden in Lhasa verweigerten auf Anfrage eine Stellungnahme. Doch wurde deutlich, dass die Belagerung der Klöster durch Truppen andauert und die Mönche sich nicht frei bewegen dürfen.

Um die Kontrolle über die Mönche zurückzugewinnen, will Chinas Regierung seine "patriotische Erziehungskampagne" in den Klöstern verstärken. Den Kurs kündigte der Leiter des Krisenstabs, der neue Polizeiminister Meng Jianzhu, bei einem Besuch in Lhasa an. "Jede Ausübung der Religion muss sich an Gesetze halten und darf niemals zur Spaltung des Vaterlandes benutzt werden", zitierten ihn amtliche Medien. Die tibetische Zeitung "Xizang Ribao" rief die Tibeter zur "Liebe zur Kommunistischen Partei, Liebe zum Vaterland und Liebe zum Sozialismus" auf. Die gewalttätigen Aktivitäten in Tibet wären dann nur noch ein letztes Aufbäumen des Dalai Lamas "vor seinem Tod".

Internationale Journalisten zu reglementiertem Kurzbesuch in Lhasa eingetroffen
 
Nach dem Verbot für ausländische Journalisten, frei nach Lhasa und andere Unruheregionen zu reisen, forderte der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) die chinesische Regierung auf, die Beschränkungen wieder aufzuheben. Auch mit dem Kurzbesuch einer kleinen Journalistengruppe in Lhasa bleibe Peking hinter den Versprechungen für die Austragung der Olympischen Spiele zurück, eine freie Berichterstattung zu gewährleisten. Die 26 Journalisten von 19 Medien trafen zu einem streng reglementierten Besuch in Lhasa ein. (ml/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false