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Politik: Tiefer gelegt

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Not, sagt der Volksmund, macht erfinderisch. Wie recht der Volksmund damit hat, führt uns tagtäglich der wahlkämpfende Politiker vor.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Not, sagt der Volksmund, macht erfinderisch. Wie recht der Volksmund damit hat, führt uns tagtäglich der wahlkämpfende Politiker vor. Wobei die regierungsamtlichen Erfinder aktuell die Nase leicht vorn haben, weil da die Not am größten ist. Die Not der beiden Männer, von denen wir hier berichten wollen, ist dagegen eine kleine. Aber jede Not ist ernst. Die Zwei standen auf dem Rasen vor dem Jakob-Kaiser-Haus. Sie standen dort mit einem Rasenmäher. Der Rasen draußen vor dem Jakob-Kaiser-Haus aber schießt an manchen Stellen in steilem Winkel einen Abhang herab, weil das Haus tiefer liegt als das Spree-Ufer. Wenn man drinnen in den verglasten Gängen entlangläuft, ist die grüne Wand ein hübscher Anblick. Wenn man draußen steht und den Rasen mähen soll, ist die Steilwand ein Problem.

Nun hätten die Herren drinnen im Haus einen Politiker um Rat fragen können. Aber was hätte es genutzt? Der von der SPD hätte angeregt, 22 gewerkschaftlich organisierte Gärtnereifachangestellte mit Steigeisen und Rasenscheren loszuschicken. Der von der CDU hätte einen mittelständischen Betrieb in seinem Wahlkreis gekannt, der einen Hang-Rasenmäher liefern könnte. Der von der CSU hätte vom bayerischen Bundesgrenzschutz zwei Bergziegen einfliegen lassen. Der FDPler hätte eine Steuersenkung empfohlen. Und die PDS-Frau hätte eine zornige Presseerklärung verfasst, in der den Mehrheitsparteien im Bundestag vorgeworfen wird, die wahren Probleme der Menschen zu ignorieren. Die zwei Männer aber haben ihrem Rasenmäher ein Seil an den Griff gebunden und ihn daran den Hang rauf und runter gleiten lassen. So einfach kann das gehen. Robert Birnbaum

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