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Politik: Tod am See

Im Irak ermordete Europäer sollen bereits attackiert worden sein

Schon seit langem sind im Irak nicht nur Mitglieder der Koalitionstruppen, sondern auch Zivilisten, die beim Wiederaufbau des Landes helfen, das Ziel von Anschlägen. Eines der blutigsten Attentate dieser Art war der Angriff auf die UN-Zentrale in Bagdad im vergangenen August. Dabei waren 22 Menschen getötet worden, unter ihnen auch der UN-Sondergesandte de Mello, über 100 weitere waren verletzt worden. Jetzt ist bei einem Überfall südlich von Bagdad zum ersten Mal ein Deutscher getötet worden.

Der Mann und sein niederländischer Kollege, die beide für eine mittelständische Pumpenfirma aus Bremen arbeiteten, sind in ihrem Wagen auf der Straße aus einem überholenden Fahrzeug erschossen worden. Wie der örtliche Polizeichef sagte, hatten die Ingenieure am See Al Rassasa südlich von Kerbela an einem Wasserprojekt gearbeitet. Sie hätten Waffen getragen, weil sie in dem Gebiet schon einmal angegriffen worden seien. Auch zwei irakische Begleiter wurden getötet. Bisher ist unklar, ob es sich der Anschlag gezielt auf die beiden Ausländer gerichtet hat. Die Bremer Firma arbeitete im Auftrag des irakischen Wasserministeriums. Der Vertrag stammt noch aus der Zeit des Öl-Für-Lebensmittel-Programms, als der Irak unter UN- Sanktionen stand.

Wieviele Deutsche insgesamt im Irak leben, ist nicht genau zu beziffern, es dürften etwa 50 Personen sein. Die meisten davon arbeiten für die Firma Siemens, die Verträge im Telekommunikationssektor hat. Daneben gibt es drei deutsche Hilfsorganisationen: Vier Deutsche arbeiten für „Architects for people in need“, mindestens zwei für die deutsche Hilfsorganisation „Help“ und einige Deutsche helfen im Nordirak bei der Entschärfung von Minen.

Der Gründer von „Architects for people in need“, Alexander Christof, will seine Arbeit im Irak fortsetzen, hat aber für alle Mitarbeiter eine Ausgangssperre verhängt: „Wir müssen sehr genau hinschauen, welchen Hintergrund der Überfall hat.“ Es könne ein Raubüberfall sein, alte Rechnungen könnten beglichen worden sein oder aber es könne ein politisch motivierter Anschlag sein. „Man muss zwischen Hilfsorganisationen und Vertragspartnern der Amerikaner unterscheiden“, betont Christof, der seit zwei Jahren im Irak arbeitet. Ausländische und irakische Vertragspartner würden seit langem gezielt angegriffen, unabhängige Hilfsorganisationen dagegen seien bisher meist verschont geblieben.

Indes ist nach dem Überfall auf US-Missionare vom Montag in Mossul die Zahl der Todesopfer auf vier gestiegen. Ein weiterer Missionar erlag seinen Verletzungen. Die Amerikaner suchten nach einem Ort für ein Wasserprojekt. Außerdem wurde in Mossul eine Irakerin aus einem Auto heraus erschossen. Die Polizei sagte, möglicherweise sei sie mit ihrer Schwester verwechselt worden, die als Dolmetscherin für die US-Truppen arbeitet.

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