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Todesurteil für Saddam: Ausgangssperre im Irak verlängert

Aus Furcht vor Unruhen nach dem Todesurteil gegen Saddam Hussein hat die irakische Regierung Bagdad und zwei Provinzen weiter mit einer Ausgangssperre belegt. Unterdessen kündigte der Anwalt des Ex-Staatschef an Berufung einzulegen.

Bagdad - Die Ausgangssperre in der Hauptstadt und den beiden Provinzen Dijala und Salaheddin bleibe auf unbestimmte Zeit in Kraft, sagte ein Berater des irakischen Ministerpräsidenten Nuri el Maliki. In den übrigen Gebieten des Landes gab es Kundgebungen von Anhängern und Gegnern Saddam Husseins. US-Präsident George W. Bush begrüßte das Todesurteil. Die Anwälte Saddam Husseins kündigten Berufung an. Ab Dienstag muss sich der Ex-Machthaber in einem weiteren Prozess wegen des Massenmordes an Kurden verantworten.

Die Armee bleibe in Alarmbereitschaft und der Flughafen von Bagdad geschlossen, bis es "eine neue Anordnung" gebe, sagte Malikis Berater Bassam Ridha. Zahlreiche Menschen zogen in verschiedenen Städten durch die Straßen, um das Todesurteil zu feiern oder für Saddam Hussein zu demonstrieren. In Hawidscha, einer nördlich von Bagdad gelegenen sunnitischen Stadt mit rund 300.000 Einwohnern, marschierten hunderte Menschen ins Stadtzentrum, schwenkten Porträts von Saddam Hussein und forderten dessen Freilassung. In der schiitischen Stadt Samawa im Süden des Iraks versammelten sich rund tausend Menschen und feierten das Urteil. "Das Todesurteil ist eine Entscheidung des Volkes", riefen Demonstranten.

Bis zur Vollstreckung des Urteils könnte es Wochen dauern

Ein Sondertribunal in Bagdad hatte den 69-Jährigen am Sonntag wegen eines Massakers an Schiiten im Jahr 1982 für schuldig befunden und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Durch das Berufungsverfahren könnte es Wochen dauern, bis ein Urteil vollstreckt wird. Einer der Anwälte Saddam Husseins sagte, die Verteidigung sei entschlossen, Berufung einzulegen. Allerdings habe er wenig Hoffung, dass mit der Berufung etwas gewonnen werde, sagte Chalid el Dulaimi. Das Gericht sei zu hundert Prozent politisch. Ab Dienstag muss sich Saddam Hussein in einem weiteren Prozess wegen der "Operation Anfal" verantworten, durch die laut Anklage zwischen 1987 und 1988 mehr als 180.000 Kurden getötet wurden.

US-Präsident George W. Bush bezeichnete das Todesurteil gegen Saddam Hussein als "große Errungenschaft" für den Irak. "Der Prozess ist ein Meilenstein in den Bemühungen des irakischen Volks, die Herrschaft eines Tyrannen durch die Herrschaft des Gesetzes zu ersetzen", sagte Bush. US-Außenministerin Condoleezza Rice bezeichnete das Urteil als "Triumph des Gesetzes" über die "Herrschaft des Schreckens".

Der britische Premierminister Tony Blair sprach sich grundsätzlich gegen die Todesstrafe aus, unabhängig davon, ob sie Saddam Hussein betreffe oder jemand anderen. Direkt zu dem am Sonntag von einem Sondertribunal in Bagdad verhängten Urteil wollte sich Blair nicht äußern. Er verwies auf die Stellungnahme von Außenministerin Margaret Beckett, die es begrüßt hatte, dass Saddam Hussein für seine Verbrechen von der irakischen Justiz zur Rechenschaft gezogen wird. Der australische Premierminister John Howard sagte in einem TV-Interview, der gesamte Gerichtsprozess sei "ein Zeichen der demokratischen Hoffnung". (tso/AFP)

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