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Ein Baumhaus im Hambacher Forst.

© picture alliance / Roland Weihra

Tödlicher Unfall im Hambacher Forst: Familie des Verstorbenen wirft NRW-Regierung Hetze vor

In einem Offenen Brief erheben Angehörige des im Hambacher Forst verstorbenen Journalisten schwere Vorwürfe. Innenminister Reul habe den Tod instrumentalisiert.

Die Familie des im Hambacher Forst zu Tode gestürzten Journalisten machen der nordrhein-westfälischen Landesregierung schwere Vorwürfe. Die Aussagen von Landespolitikern und das Verhalten von Behörden hätten die Trauer und den Schmerz verstärkt, schreibt die Familie in einem auf Twitter veröffentlichten Offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Innenminister Herbert Reul (CDU). Reul werfen sie darin Hetze vor. „Unerträglich empfinden wir die von uns aus der Luft gegriffenen Schuldzuweisungen des Innenmisters Reul, dass die Erbauer*innen der Hängebrücke Schuld an Steffens Tod seien.“

„Diese Instrumentalisierung seines Todes für eigene Zwecke löst Empörung und Wut in und aus und lässt uns nicht zur Ruhe kommen“, heißt es im Brief. Reuls Behauptung, die Aktivisten hätten nach dem Absturz hämische Bemerkungen gemacht, sei "unerhört" und "nachweislich falsch". 

Der 27-jährige Journalist aus Leverkusen war im September von einer Hängebrücke zwischen zwei von Aktivisten gebauten Baumhäusern im Hambacher Wald gestürzt und gestorben. Die Familie beschreibt den jungen Mann in dem Brief als gläubigen Christen und Veganer, der mit den Zielen der Aktivisten sympathisiert habe. Er habe für sein Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln eine Dokumentation über das Leben der Baumhausbewohner gedreht. Weil die Pressearbeit während der Räumung durch polizeiliche Absperrungen behindert worden sei, sei er als „versierter Kletterer“ auf eines der Baumhäuser gestiegen.

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Die Angehörigen schreiben weiter, sie treibe die Frage um, warum die Landesregierung mit der Räumung nicht gewartet habe bis zur Gerichtsentscheidung über die Klage des BUND oder das Votum der Kohlekommission. Die Räumung sei für die Baumhausbewohner und die Polizisten hochriskant gewesen, kritisieren sie. „Auf Brandschutz- oder Baumängel hätte man auch mit Gesprächen reagieren können. Für uns sind das vorgeschobene Gründe, um RWE die Rodung zügig zu ermöglichen. Und das, obwohl die Räumung hoch riskant war, nicht nur für Baumhausbewohner*innen, sondern auch für die Polizeibeamt*innen“, heißt es im Offenen Brief.

Abschließend appelliert die Familie des Verstorbenen: „Die Aufgabe der Landesregierung NRW wäre es, intelligente Konzepte zu erarbeiten, um den Beschäftigten im klimaschädlichen Braunkohletagebau eine berufliche Perspektive zu liefern. Stattdessen benutzt der Innenminister, so stellt es sich für uns da, den Tod von Steffen, um gegen die Braunkohlegegner*innen Stimmung zu machen.“

Der Hambacher Wald gilt als Symbol des Widerstandes gegen den Kohle-Abbau. Die RWE Power AG wollte eigentlich ab Oktober die Hälfte des noch stehenden Waldstücks für den Tagebau Hambach roden. Das Oberverwaltungsgericht Münster verhängte jedoch Anfang Oktober einen Rodungsstopp, bis über eine Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen den Hauptbetriebsplan des Tagebaus entschieden ist.

Am Mittwoch hat das Energieunternehmen RWE erneut mit der Beseitigung von neu errichteten Barrikaden in dem Wald am Braunkohletagebau begonnen. Die Polizei schützte nach eigenen Angaben am Donnerstag die Arbeiten. Räumungen eines Wiesencamps der Aktivisten oder neuer Baumhäuser seien nicht geplant, hieß es. (Tsp, epd)

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