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Trauer um Filbinger: Oettinger würdigt den umstrittenen Politiker

Zehn Tage nach seinem Tod haben rund 700 Menschen an der Trauerfeier für den früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger teilgenommen. Regierungschef Oettinger verteidigte seinen Vorgänger gegen Kritiker.

Freiburg - "Hans Filbinger war kein Nationalsozialist", sagte Günther Oettinger. Filbinger war 1978 zurückgetreten, als bekannt geworden war, dass er am Ende des Zweiten Weltkriegs als Marinerichter an Todesurteilen gegen deutsche Soldaten beteiligt war.

"Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte", betonte hingegen Oettinger. Filbinger hatte als Richter zwar Todesurteile ausgesprochen; diese wurden aber nicht vollzogen. Oettinger: "Er hatte nicht die Entscheidungsmacht und nicht die Entscheidungsfreiheit, die seine Kritiker ihm unterstellen." Der Jurist sei Gegner des NS-Regimes gewesen, habe sich den damaligen Zwängen aber beugen müssen. Dies müssten auch die Kritiker des langjährigen baden-württembergischen Ministerpräsidenten einräumen.

Oettinger: Filbinger hat Baden-Württemberg geprägt

"Für uns Nachgeborene ist es schwer bis unmöglich, die damalige Zeit zu beurteilen", sagte Oettinger. "Hans Filbinger ist schicksalhaft in eine Situation hineingeraten, die den Menschen heute zum Glück erspart bleibt."

Der in Mannheim geborene Filbinger war am 1. April im Alter von 93 Jahren in Freiburg gestorben. Der CDU-Politiker hatte Baden-Württemberg von Dezember 1966 bis August 1978 regiert. Im Freiburger Münster hatten sich Weggefährten und Freunde des CDU-Politikers zu der Trauerfeier versammelt. Beigesetzt wurde Filbinger im engsten Familienkreis. Er hinterlässt 4 Töchter und 1 Sohn. An der Trauerfeier nahmen unter anderem Filbingers Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten, Lothar Späth und Erwin Teufel, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sowie Unions-Fraktionschef Volker Kauder (alle CDU) teil. (tso/dpa)

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