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Politik: Trauerfeier für ermordetes Mädchen

Mehr als 1500 Menschen haben am Sonntag in Zwickau Abschied von Ayla genommen. Das Mädchen war am 17. Mai, wenige Tage vor ihrem siebten Geburtstag sexuell missbraucht und ermordet worden. Der Täter wurde gefasst und ist geständig.

(28.05.2005), 17:20 Uhr

- «Wir werden dich nie vergessen»: Mit einer bewegenden Trauerfeier hat Zwickau am Sonntag Abschied von der ermordeten kleinen Ayla genommen. Mehr als 1500 Menschen begleiteten auf dem Hauptfriedhof der Stadt das Mädchen auf seinem letzten Weg. Ayla war am 17. Mai, wenige Tage vor ihrem siebten Geburtstag, von einem vorbestraften Kinderschänder und Mörder sexuell missbraucht und getötet worden. Der 37-Jährige hat das Verbrechen gestanden. Nach der Beisetzung formierte sich ein Trauermarsch unter dem Motto «Lasst Ayla die Letzte sein» durch die südwestsächsische Stadt zum Landgericht.

In der Friedhofskapelle wurde ein Brief der deutsch-türkischen Eltern an Ayla verlesen, in dem sie sich von ihrer «Sonne» verabschiedeten. «Es tut so unsagbar weh, dass niemand dich vor dieser Grausamkeit bewahren konnte», hieß es darin. Das kleine Mädchen wurde zusammen mit ihrer Lieblingspuppe Lilli in einem weißen Sarg, bedeckt mit weißen Rosen und rosa Gerbera, zur letzten Ruhe gebettet.

Unter den Trauergästen waren zahlreiche Vertreter von türkischen Vereinen aus ganz Deutschland. Ayla hat eine deutsche Mutter und einen türkischen Vater. Nach Angaben eines Sprechers der Familie waren auch Eltern anderer ermordeter Kinder aus Deutschland gekommen.

Zwickaus Oberbürgermeister Dietmar Vettermann (CDU) sagte, die Stadt trauere um eine ihrer jüngsten Bewohnerinnen, um das Mädchen Ayla. «Mitten unter uns ist es Opfer einer grausamen Gewalttat geworden. Die Stadt ist erschüttert.»

Vor der Friedhofskapelle hatten hunderte Trauergäste Kränze, Blumen, Plüschtiere und Abschiedsbriefe unter einer Staffelei mit einem großen Foto des Mädchens abgelegt. Es zeigt eine lachende Sechsjährige an ihrem ersten Schultag mit der Fibel in der Hand. Auf einer Schleife stand: «Wir werden dich nie vergessen, kleine Ayla.»

Die Ermittler erwarten in der kommenden Woche das endgültige Obduktionsergebnis. Bislang stellten die Gerichtsmediziner fest, dass Ayla zuerst gewürgt und dann mit einem Messerschnitt in die Kehle getötet wurde. Der mutmaßliche Täter, ein Mann aus Reinsdorf bei Zwickau, hat in einer schriftlichen Erklärung auch den sexuellen Missbrauch des Mädchens gestanden.

Der arbeitslose Fliesenleger hatte die Erstklässlerin auf dem nur 80 Meter langen Weg zu ihrer Schule abgepasst, in sein Auto gezerrt und in ein Waldstück nahe Zwickau verschleppt. Nur zwölf Stunden nach der Tat war er gefasst worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, sie wolle rasch Anklage erheben. (tso)

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