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Abschied. Zu der Trauerfeier im niederbayerischen Regen kamen auch Merkel und Guttenberg.

© AFP

Trauerfeier: Guttenberg "verneigt" sich vor gefallenen Soldaten

Verteidigungsminister Guttenberg hat die Verdienste der kürzlich in Afghanistan gefallenen Bundeswehrsoldaten gewürdigt. Ein Militärdekan spricht von einem Mordanschlag gegen die jungen Männer.

Am vergangenen Freitag reinigten die drei Soldaten noch ihren Panzer im Bundeswehrstützpunkt im nordafghanischen Baghlan. Eine Woche später sind drei Särge in der Stadtpfarrkirche im niederbayerischen Städtchen Regen aufgebahrt. Große Tücher mit dem Bundesadler liegen darüber, auf jedem Sarg ein Stahlhelm und eine Fotografie des Getöteten. Es ist die Trauerfeier für die drei Männer, die vor einer Woche in Afghanistan getötet worden waren – die beiden aus Bayern stammenden Soldaten Georg Missulia (30) und Georg Kurat (21) sowie Konstantin Merz (22) aus dem baden-württembergischen Backnang.

„Wir gedenken erschüttert dreier Kameraden“, sagt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in der mit 650 Menschen voll besetzten Kirche. „Sie wollten den Frieden sichern.“ Doch ein afghanischer Soldat, wahrscheinlich ein Amokläufer, feuerte um sich, erschoss die drei und verletzte sechs weitere Menschen. Mit den Soldaten der afghanischen Armee kämpfen die Deutschen eigentlich Seite an Seite.

Regen, knapp 12 000 Einwohner und von den Bergen des Bayerischen Waldes umgeben, ist an diesem Tag eine Stadt im Ausnahmezustand. Der halbe Ortskern um die katholische Kirche ist abgesperrt, Menschen säumen die Straßen. „Die Kaserne und die Soldaten gehören doch zu uns“, sagt eine Frau. Um die 600 Soldaten sind in der Bayernwald-Kaserne stationiert. 230 vom Panzerbataillon 112 haben in Baghlan Dienst geleistet, unter ihnen die Gefallenen. 70 sind noch dort.

Die Deutschland- und die Bayernflagge hängen an diesem Tag in Regen auf Halbmast wie im ganzen Freistaat. An den Straßen sind provisorische Schilder angebracht: „Trauerfeier – Angehörige“, „Trauerfeier – VIP“. Bei der Fahrt von der Kaserne zur Stadtpfarrkirche kommt man an drei Leichenwagen vorbei, sie stehen neben einem Getränkemarkt. Vor, neben und hinter der Kirche – überall sammeln sich Soldaten, die den getöteten Kameraden die letzte Ehre erweisen wollen. Viele Polizisten sind im Einsatz. Über der Kaserne brummen die Hubschrauber. Nicht nur Guttenberg kommt, sondern auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Bayerns und Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) und Stefan Mappus (CDU).

Bei allem privaten Schmerz ist die Trauerfeier auch eine Art staatliches Ereignis. Merkel und Guttenberg reden vor dem Beginn der Zeremonie allein mit den Angehörigen. Dies dauert länger als geplant. In der alten Kirche mit der neuen Holzdecke warten derweil die geladenen Gäste, meist sind es in Regen stationierte Soldaten.

Die Reden werden gehalten von zwei Militärdekanen sowie Guttenberg und Regens Bürgermeisterin Ilse Oswald. Der Militärdekan Reinhold Bartmann nennt den Angriff einen „bewussten Mordanschlag“, der auch Zweifel an der Mission in Afghanistan hervorrufe.

Ilse Oswald, Bürgermeisterin von Regen, lässt ihrer Trauer freien Lauf. „Das ist der schwerste Tag in der Geschichte unserer Garnisonsstadt“, klagt sie. Tränenerstickt sagt sie nochmals die Namen der drei Toten. Und schluchzt dann nur noch ins Mikrofon: „Sie bleiben für immer lebendig in unserem Herzen.“

Im Gleichschritt, aber leise und um dezentes Auftreten bemüht, marschieren Soldaten am Ende der Trauerfeier in die Kirche. Sie heben die Särge und tragen sie langsam zum Ausgang. Am schmalen Portal müssen sie vorsichtig sein, sie passen gerade durch. Es geht einmal um die Kirche herum, dort stehen nun die Leichenwagen.

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