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Treffen in Berlin: Schwan empfängt Gysi zu "privatem Gespräch"

Die öffentlichen Kommentare aus der Linkspartei über Gesine Schwan sind zuletzt wenig schmeichelhaft ausgefallen. Nun hat sich die SPD-Bewerberin für das Amt der Bundespräsidentin mit Gregor Gysi, dem Fraktionschef der Linken, zu einem vertraulichen Gespräch getroffen.

Es habe sich um ein „rein privates Gespräch“ in Schwans Wohnhaus in Berlin gehandelt, ließ Gysi nach dem Treffen vom Donnerstag erklären. Über Dauer und Inhalt der Unterredung wollte er sich nicht äußern.

Es ist das zweite Treffen eines Spitzenpolitikers der Linken mit Schwan seit ihrer Nominierung. Auch Parteichef Lothar Bisky hat sich vor kurzem mit der SPD-Kandidatin ausgetauscht. Doch trotz dieser ersten Kontakte bleibt die Parteispitze bei ihrer Linie, mit einem eigenen Kandidaten bei den Bundespräsidentenwahlen im Mai 2009 anzutreten. „Es spricht vieles dafür, dass wir mit einem eigenen Kandidaten antreten. Die Entscheidung werden wir aber erst nach den bayerischen Landtagswahlen Ende September treffen“, sagte Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch dem Tagesspiegel.

Mit einer eigenen Kandidatur, so das Kalkül der Linken, kann die Partei in der Öffentlichkeit ihr eigenständiges Profil betonen und auf ihre politischen Anliegen aufmerksam machen. Zudem hatte Schwan den Ärger der Linkspartei auf sich gezogen, als sie gleich nach ihrer Nominierung Parteichef Oskar Lafontaine in einem Interview als „Demogogen“ bezeichnete (was sie später ein wenig relativierte) und der Linkspartei vorwarf, keine Antworten auf die aktuellen politischen Fragen zu haben. „Das war kein Bewerbungsinterview, sondern die klare Ansage, dass wir sie nicht wählen sollen“, heißt es in Kreisen der Linken.

Trotz der Verärgerung über Schwan will die Linke aber nun offenbar das Angebot der SPD-Kandidatin wahrnehmen, sich vor den Abgeordneten der Bundestags-Fraktion mit ihren Ideen für die Präsidentschaft vorzustellen – anders als Union und FDP. So sei zu erwarten, dass der Fraktionsvorstand nach der Sommerpause eine Einladung aussprechen werde, heißt es in der Partei. Schwan hatte im Juni angekündigt, sie wolle auch um die Stimmen der Linken werben.

Schließlich ist gut möglich, dass die Vertreter der Linken in der Bundesversammlung Schwan im zweiten oder dritten Wahlgang doch noch wählen. Dafür müsste die SPD-Spitze aber in den kommenden Monaten ihre Strategie der Ausgrenzung aufgeben, machte Linken- Fraktionschef Gysi vor kurzem deutlich. Wenn SPD-Chef Kurt Beck wolle, dass die Linke seine Kandidatin mitwähle, müsse er zumindest Gespräche mit der Linken führen. Cordula Eubel

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