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Kremlchef Wladimir Putin will Iran Raketen liefern.

© Reuters

Trotz UN-Sanktionen: Wladimir Putin will Luftabwehrraketen nach Teheran liefern

Russland will dem Iran Luftabwehrraketen liefern. Die USA und Israel reagieren empört auf die Aufhebung des russischen Lieferverbots aus dem Jahr 2010.

Gerade anderthalb Wochen nach dem vorläufigen Durchbruch in den Atomverhandlungen mit dem Iran hat Russland den Weg zur Lieferung von Luftabwehrraketen an Teheran freigemacht. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete nach Kreml-Angaben am Montag ein Dekret, das ein Lieferverbot für S-300-Systeme aufhebt, die Flugzeuge und Raketen abschießen können. Israel reagierte empört. Die USA kritisierten den Schritt als "nicht hilfreich".

Putin-Vorgänger Dmitri Medwedew hatte die Auslieferung der Boden-Luft-Raketen an den Iran 2010 untersagt, nachdem die UNO wegen des umstrittenen iranischen Atomprogramms Sanktionen verhängt hatte. In dem von Medwedew unterzeichneten Dekret wurde das Verbot als Umsetzung der UN-Resolution 1929 dargestellt. Die UN-Sanktionen gegen Teheran sind weiterhin in Kraft, einen konkreten Termin für die Aufhebung gibt es nicht.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte am Montag, das Lieferverbot sei seinerzeit nicht durch die UN-Resolution begründet gewesen. Es sei vielmehr ein "freiwilliger" Schritt Russlands gewesen, um die Atomverhandlungen mit Teheran voranzubringen. Insofern müsse Moskau nun auch nicht auf die Aufhebung der Sanktionen warten, um die Luftabwehrraketen an Teheran liefern zu können.

Gute Beziehungen

Russland und der Iran hatten 2007 ein Lieferabkommen über 800 Millionen Dollar (754 Millionen Euro) geschlossen. Nach dem Verbot drei Jahre später verklagte Teheran Moskau vor einem Genfer Schiedsgericht auf vier Milliarden Dollar Abfindung. Bis auf den Streit um die S-300-Lieferungen pflegen Moskau und Teheran gute Beziehungen.

Teheran hatte sich am 2. April mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland auf ein Rahmenabkommen geeinigt, das dem Land die friedliche Nutzung der Atomenergie ohne die Möglichkeit zur Herstellung von Atomwaffen erlauben soll. Bis Ende Juni soll ein endgültiges Abkommen stehen. Nur, wenn der Iran die Vorgaben umsetzt, sollen die internationalen Sanktionen aufgehoben werden.

Israel hatte das Rahmenabkommen scharf kritisiert, Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte damals, er sehe die Existenz Israels bedroht. Am Montag reagierte Geheimdienstminister Juval Steinitz. Die Aufhebung des Lieferverbots sei "direktes Ergebnis der Legitimität, die das Atomabkommen dem Iran verleiht." Und es beweise, dass der Iran sein Wirtschaftswachstum nach dem Ende der Sanktionen nicht zum Wohle seiner Bevölkerung nutzen werde, "sondern um sich zu bewaffnen".

"Unser Widerstand gegen den Verkauf ist seit langem bekannt", sagte Pentagon-Sprecher Steve Warren am Montag vor Reportern in Washington. "Wir halten ihn für nicht hilfreich." Russlands Außenminister Lawrow hielt dem entgegen, die S-300-Batterien hätten einen "ausschließlich defensiven Charakter". Von ihnen gehe keine Bedrohung für die Staaten der Region aus, "Israel natürlich eingeschlossen". (AFP)

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