zum Hauptinhalt
Unterschriften, die bis nach Deutschland wirken. US-Präsident Trump bei der Arbeit.

© Imago/UPI Photo

Trump und May als Vorbilder: Warum auch Unternehmen in Deutschland weniger Steuern zahlen werden

Die Politik von Donald Trump und Theresa May dürfte die nächste Bundesregierung kopieren. Steuern für Firmen und Reiche werden dann gesenkt, sagt unsere Kolumnistin voraus.

Man kann Donald Trump für einen schlechten US-Präsidenten halten. Man kann Theresa May als fehlgeleitete britische Premierministerin bezeichnen. Aber es hilft nichts: Beide werden schon auf kurze Sicht einen größeren Einfluss auf die deutsche Finanzpolitik haben, als es den meisten heute bewusst ist.

Beide werden dafür sorgen, dass sogar die Sozialdemokraten – sollten sie nach der Bundestagswahl eine Rolle in der Bundesregierung spielen – einer Steuerreform zustimmen müssen, die die Reichen und die großen Unternehmen entlastet. Beide werden dafür verantwortlich sein, dass auch die Christdemokraten – sollten sie in der künftigen Regierung eine Rolle spielen – ihre steuerpolitischen Themen neu bewerten müssen.

Wirkung wie ein Dominostein

Mit der angekündigten Steuerreform der Amerikaner ist der internationale Steuerwettbewerb wieder da. Nach Jahren der Ruhe wird nun aggressiv mit Steuerversprechen um Unternehmen und Vermögende geworben. Nach der Finanzkrise hatten sich die westlichen Länder zwar in die Hand versprochen, mit dem ruinösen Steuerwettlauf Schluss zu machen. Niemand sollte mehr auf Kosten anderer Länder Arbeitsplätze und Kapital in sein Land locken. Niemand sollte es den Superreichen erleichtern, mit ihrem Geld einfach in ein anderes Land zu gehen.

Damit ist es nun vorbei. Die Amerikaner wollen einen Unternehmenssteuersatz von 15 Prozent, die Engländer versprechen ihren Firmen ebenfalls beste Bedingungen. Unabhängig davon, ob diese Pläne vernünftig sind: Sie werden – wenn sie realisiert werden – wie ein Dominostein andere anstoßen.

Wenn überall die Unternehmenssteuer sinkt, dann auch in Deutschland

Im deutschen Wahlkampf wird es noch um den hart arbeitenden Mann in der Mitte gehen, um Gerechtigkeit und den Kampf gegen die Ungleichheit. Danach aber werden Standortqualität, Arbeitsplätze und Attraktivität für die Wirtschaft wieder wichtig. Die dann regierende neue Regierungskoalition wird zwar gewaltig mit den Zähnen knirschen. Doch sie weiß: Entweder sie überzeugt Unternehmen und Unternehmer mit der superben Qualität des Standortes, hier mehr Steuern zu bezahlen.

Um so etwas überzeugend gegen ein Land wie die USA zu spielen, müsste Deutschland sehr schnell sehr viel besser werden. Die zweite Möglichkeit ist Anpassung: Wenn in den großen Volkswirtschaften der Welt die Unternehmenssteuer sinkt, muss sie eben auch in Deutschland sinken. Selbstbewusst ist das nicht. Den Wählern wird es auch nicht passen. Aber es ist klug.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false