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Truppenabzug: In sieben Monaten nach Hause

Die Briten ziehen bis Ende Juli aus dem Irak ab - Premier Brown besucht überraschend Bagdad.

Auch die Briten ziehen ab - in gut sieben Monaten geht für Großbritannien der Militäreinsatz im Irak zu Ende. Wie der britische Premierminister Gordon Brown auf einer Pressekonferenz mit seinem irakischen Amtskollegen Nuri al Maliki am Mittwoch in Bagdad bekanntgab, verlassen die Truppen bis Ende Juli das Land. "Wir haben einen riesigen Beitrag für die Zukunft des Iraks geleistet. Wir verlassen den Irak als einen besseren Ort", sagte Brown. Eine "neue Ära" der britisch-irakischen Beziehungen breche an, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von al Maliki und Brown. Details über den Abzug wollte der britische Regierungschef am Donnerstag vor dem Parlament in Bagdad bekannt geben. Wie schon die Visite von US-Präsident George W. Bush am Sonntag, war auch der Besuch von Brown nicht angekündigt.

Anders als bei Bush jedoch verlief Browns Pressekonferenz in der Grünen Zone ohne Zwischenfälle. Die Sicherheitsvorkehrungen waren noch einmal verschärft worden, nachdem am Sonntag ein irakischer Journalist seine beiden Schuhe nach Bush geworfen hatte, ohne ihn zu treffen.

Momentan befinden sich noch etwa 4100 britische Soldaten auf irakischem Boden. Die meisten sind in einem Militärcamp nahe des Flughafens von Basra stationiert. Von dort aus patrouillieren sie noch gelegentlich durch die Straßen der im Süden des Landes gelegenen Zwei-Millionen-Stadt.

Großbritannien, die ehemalige Kolonialmacht im Irak, war an der Invasion 2003 nach den USA mit dem größten Truppenkontingent beteiligt. Auf dem Höhepunkt des Krieges kämpften 46 000 britische Soldaten im Zweistromland. 178 verloren ihr Leben, der letzte erschoss sich vor einer Woche selbst. Den britischen Steuerzahler hat der Krieg rund sechs Milliarden Euro gekostet.

Hauptmotiv für den raschen Abzug dürfte die negative Entwicklung in Afghanistan sein. Großbritannien will sich künftig stärker auf die Kämpfe mit den Taliban konzentrieren, die immer brutaler und verlustreicher werden. 133 britische Soldaten sind bisher am Hindukusch gefallen, insgesamt 8300 dort im Einsatz. Ein Teil der Hubschrauber aus dem Irak soll in den nächsten Wochen nach Afghanistan verlegt werden.

Parallel zu den Briten werden auch die restlichen Kontingente der "Koalition der Willigen" aus Australien, Albanien, Estland, Litauen, der Mongolei, Rumänien, Mazedonien und El Salvador nach Hause fahren. Von Mitte 2009 an sind dann nur noch amerikanische Truppen vor Ort, deren Einsatz durch ein spezielles Stationierungsabkommen zwischen Washington und Bagdad geregelt ist. Der Vertrag sieht einen Abzug spätestens bis Ende 2011 vor, wenngleich der neu gewählte Präsident Barack Obama Mitte 2010 im Auge hat. Ob sich dies angesichts der andauernden Gewalt realisieren lässt, ist unklar. Erst am Mittwoch kamen bei einem Doppelanschlag in Bagdad wieder 18 Menschen um Leben.

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