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Truppenübungsplätze: Bombodrom: Wulff fühlt sich von Jung ungerecht behandelt

Der niedersächsische Ministerpräsident Wulff ist enttäuscht über die Entscheidung von Verteidigungsminister Jung, das Bombodrom in Brandenburg zu schließen. Wulff verlangt nun auch die Schließung des Truppenübungsplatzes im niedersächsischen Nordhorn.

Nach der Entscheidung gegen die militärische Nutzung des "Bombodroms" in Brandenburg fordert Niedersachen die Schließung seines Luft-Boden-Schießplatzes "Nordhorn Range". "Wir erwarten die Verlagerung der Einsätze ins Ausland und in Simulatoren und damit die Aufgabe unseres Platzes", sagte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff der Zeitung Die Welt. Die Bundeswehr habe durch die Aufgabe des Bombodrom-Plans eine gleichmäßige Lastenverteilung verhindert. Deshalb sei "nichts anderes vertretbar".

Nach Informationen der Zeitung hatte der CDU-Politiker in einem Brief seinen Parteifreund, Verteidigungsminister Franz Josef Jung, gebeten, nicht von den Bombodrom-Plänen Abstand zu nehmen. Ansonsten könne "von einer gleichmäßigen, regional ausgewogenen Verteilung der Lasten nicht die Rede sein", schrieb er. Nun befürchtet , dass die "Nordhorn Range" und auch der zweite deutsche Luft-Boden-Schießplatz im bayerischen Siegenburg verstärkt von der Bundeswehr genutzt werden – was die Lärmbelästigung für die Menschen in diesen Regionen erhöhen würde.

Jung hatte am Donnerstag nach jahrelangem Streit seine Pläne für den Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide im Norden Brandenburgs aufgegeben. Nach 17 Jahren erbittertem Streit haben am Sonntag rund 2000 Menschen den Verzicht der Bundeswehr auf das "Bombodrom" gefeiert. "Die längste Protestwanderung Deutschlands ist zu Ende gegangen", sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unter großem Jubel in Sewekow.

Nun muss entschieden werden, wie das 14.000 Hektar große Gelände an der Mecklenburgischen Seenplatte weiter genutzt werden soll. Platzeck warnte dabei vor übereilten Aktionen. "Jetzt sind Vernunft und Augenmaß gefragt." Auch der Sprecher der Bürgerinitiative "Freie Heide", Benedikt Schirge, betonte: "Es nützt jetzt nichts, auf's Gaspedal zu drücken." Experten gehen allerdings davon aus, dass der munitionsverseuchte einstige sowjetische Truppenübungsplatz erst nach Jahren freigegeben werden kann.

Das "Bombodrom" ist im Besitz des Bundes – und soll es nach Willen der brandenburgischen Landespolitik auch bleiben. Ministerpräsident Platzeck betonte: "Der Bund ist und bleibt in der Pflicht." Das Gelände werde nicht Landeseigentum. Und die Linkspolitikerin Kirsten Tackmann warnte vor einer Privatisierung der Fläche: "Wir haben nicht 17 Jahre um die Kyritz-Ruppiner Heide gekämpft, um sie an Bodenspekulanten zu verlieren."

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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