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Politik: Türkei bereitet Großoffensive gegen PKK vor

Die türkische Armee hat im Südosten des Landes mit einer der bisher größten Militäraktionen gegen die Kurdenrebellen der PKK begonnen. Einheiten aus allen Landesteilen und schwere Waffen wie Panzer würden ins Kurdengebiet verlegt, ein ganzes Befehlszentrum ziehe von Ankara in den Südosten um, berichteten Zeitungen am Donnerstag.

Die türkische Armee hat im Südosten des Landes mit einer der bisher größten Militäraktionen gegen die Kurdenrebellen der PKK begonnen. Einheiten aus allen Landesteilen und schwere Waffen wie Panzer würden ins Kurdengebiet verlegt, ein ganzes Befehlszentrum ziehe von Ankara in den Südosten um, berichteten Zeitungen am Donnerstag. Nach den jüngsten Kurdenunruhen lassen die Generäle den Konflikt damit noch weiter eskalieren. Selbst ein Einmarsch in den Nordirak ist nicht ausgeschlossen. Das türkische Säbelrasseln dürfte deshalb auch bei einem Besuch von US-Außenministerin Condoleezza Rice kommende Woche in Ankara zum Thema werden.

Schon seit Tagen wird über umfangreiche Truppenbewegungen berichtet, doch das ganze Ausmaß der Militäraktion wird jetzt deutlich. Selbst aus West- und Zentralanatolien werden Einheiten abgezogen und ins Kurdengebiet verlegt. Die in einigen Medienberichten genannte Gesamtzahl von 250 000 Soldaten erscheint zwar übertrieben, doch es besteht kein Zweifel, dass weit mehr Soldaten im Südosten aufgeboten werden als bei den Frühjahrsoffensiven der letzten Jahre.

Es handele sich um eine „umfassende, langfristig angelegte und sehr ernste Aktion“ gegen die PKK, zitierte eine Zeitung Quellen bei der Armee. Die PKK hatte in den vergangenen Monaten ihre Angriffe auf Soldaten im türkischen Südosten nach einer mehrjährigen Ruhephase verstärkt. Auch die Anschläge und gewalttätigen Kurdendemonstrationen der jüngsten Zeit steuerte nach Einschätzung der Sicherheitskräfte die PKK. Die Gruppe will von der Türkei als Gesprächspartnerin bei der Suche nach einer Lösung des Kurdenkonflikts akzeptiert werden und verlangt eine Generalamnestie für alle 5000 PKK-Kämpfer. Ankara lehnt beides ab.

Aus Sicht der Armee ist die PKK heute gefährlicher denn je. Bei den jüngsten Gefechten setzten die Rebellen zum ersten Mal Waffen wie Panzerfäuste ein, die sie sich offenbar im Nordirak besorgt hatten. Auch große Mengen Plastiksprengstoff soll die PKK dort gekauft haben. Dass sich die Kämpfer bisher immer wieder in den Irak zurückziehen, ihre Truppen dort neu formieren und mit Waffen versorgen können, ohne dass die nordirakischen Kurden oder die US-Armee einschreiten, ist für die Türkei seit langem ein Ärgernis. Seit Jahren droht Ankara damit, die Bekämpfung der PKK im Nordirak selbst in die Hand zu nehmen und Truppen über die Grenze zu schicken. Bisher verzichtete die Türkei wegen des zu erwartenden Streits mit Washington darauf.

Die USA haben bisher nichts gegen die PKK unternommen, weil die amerikanischen Besatzungstruppen im Irak damit überfordert wären. Washington bittet Ankara immer wieder um Geduld – doch die gehe jetzt zur Neige, warnte Außenminister Abdullah Gül vergangene Woche. Eine türkische Militärintervention würde die Lage im Irak noch instabiler machen, als sie es ohnehin schon ist. Bis zum Rice-Besuch am 26. April in Ankara dürfte die türkische Armee-Offensive gegen die PKK jedenfalls in vollem Gange sein.

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