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Politik: Türkei droht Kurden mit Einmarsch

Istanbul - Der türkische Außenminister Abdullah Gül ist bekannt dafür, dass er seine Worte mit Bedacht wählt. Deshalb wird Güls US-Kollegin Condoleezza Rice aufgehorcht haben, als Gül jetzt bei einem Telefonat außergewöhnlich scharfe Töne anschlug.

Istanbul - Der türkische Außenminister Abdullah Gül ist bekannt dafür, dass er seine Worte mit Bedacht wählt. Deshalb wird Güls US-Kollegin Condoleezza Rice aufgehorcht haben, als Gül jetzt bei einem Telefonat außergewöhnlich scharfe Töne anschlug. Washington solle den irakischen Kurdenpolitiker Massud Barzani zügeln, forderte Gül: „Sonst bringen wir ihn zum Schweigen.“ Gleichzeitig drohte die türkische Regierung in einer diplomatischen Note an Bagdad erstmals schriftlich mit einem Truppeneinmarsch ins Nachbarland Irak. Auslöser der Eskalation ist ein Fernsehinterview Barzanis vom Wochenende, in dem er sich zum Streit um die ölreiche Stadt Kirkuk äußerte. Die Türkei sieht im Anspruch der irakischen Kurden auf Kirkuk einen Schritt hin zu einem unabhängigen Kurdenstaat. Barzani, der Regionalpräsident des irakischen Kurdengebietes, sagte dem Sender Al Arabija, wenn sich die Türkei in Kirkuk einmische, werde er die Kurden in der Türkei aufstacheln.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan konterte, Barzani werde „einen hohen Preis“ für seine Haltung zahlen. Iraks kurdischer Staatspräsident Dschalal Talabani bemühte sich zwar um Entspannung. Doch den türkischen Politikern steht vor der Präsidentschaftswahl im Mai und der Parlamentswahl im Herbst der Sinn nicht nach Versöhnung. Hinter den türkischen Drohungen verbirgt sich aber mehr als nur Wahlkampf. Die kurdische Rebellengruppe PKK hat jüngst von Nordirak aus ihre Angriffe in der Türkei verstärkt: Allein in den vergangenen Tagen gab es in Südostanatolien mehr als zwei Dutzend Tote. Die Angst vor kurdischen Terroranschlägen in den großen Städten und Urlaubsgebieten der Türkei geht um.

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